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831. Nacht

Der Kalif empfing den Alaeddin auf die gnädigste Weise
und nahm seine Geschenke mit Vergnügen an. Er ließ ihn mit einem Ehrenrock
bekleiden, ernannte ihn auf der Stelle zum Vorsteher der Kaufmannschaft von
Bagdad und ließ ihn in dieser Eigenschaft seinen Sitz im Diwan einnehmen.

In diesem Augenblick war Alaeddins Schwiegervater, der
bisher dieses Amt bekleidete, in den Saal getreten, und als er nun seinen
Schwiegersohn auf seiner Stelle sitzen und mit einem Ehrenrock bekleidet sah,
nahm er sich die Freiheit, den Kalifen zu fragen, was dieses bedeutete.

„Ich habe soeben,“ antwortete der Fürst,
„den Alaeddin zum Vorsteher der Kaufmannschaft ernannt. Die ämter und
Würden gehören denjenigen, die damit bekleidet sind, nicht ausschließlich
für immer, und ich habe es für rätlich erachtet, Dich abzusetzen.“

„Euer Majestät hat sehr wohl getan,“ sagte der
Greis. „überdies fällt die Ehre, welche Ihr meinem Schwiegersohn angetan
habt, auf mich zurück; und Gott selber hat Eure Wahl geleitet: Er erhebt, wenn
es ihm gefällt, den Kleinen zu den höchsten Ehren. Wie oft hat man nicht die
Großen die Hand desjenigen küssen sehen, den sie den Tag zuvor
verachteten.“

Der Kalif, der durch einen besonderen Befehl Alaeddins
Ernennung vollzogen, hatte denselben dem Polizeimeister zur Kundmachung
eingehändigt, und dieser übergab ihn einem seiner Beamten, der nin in dem
Diwan ausrief, dass fortan Alaeddin Abulschamat als Vorsteher der Kaufmannschaft
anzuerkennen und ihm die demselben gebührenden Ehren und Gehorsam zu erweisen
wären.

Gegen Abend, als der Diwan entlassen war, durchzog der
Polizeimeister mit einem Ausrufer an der Spitze vor Alaeddin einher mit großem
Gefolge die Straßen von Bagdad. Der Ausrufer machte an allen Ecken bekannt,
dass der Kalif den Herrn Alaeddin Abulschamat zum Vorsteher der Kaufmannschaft
ernannt hätte, und dass dieser allein gegenwärtig die Verrichtungen dieses
Amtes ausüben könnte.

Am folgenden Tag eröffnete Alaeddin einen prächtigen
Kaufladen, an dessen Spitze er einen seiner Sklaven zur Besorgung des Handels
stellte. Er selber beschäftigte sich nur damit, regelmäßig dem Diwan
beizuwohnen.

Eines Tages, als er sich eben wie gewöhnlich dahin
begeben hatte, kam ein Beamter des Kalifen, dem Fürsten den plötzlichen Tod
eines seiner vertrautesten Räte zu melden.

Der Kalif ließ sogleich den Alaeddin holen, ihn mit einem
Kaftan bekleiden und gab ihm die Stelle des Verstorbenen mit einem Gehalt von
tausend Goldstücken. Alaeddin, auf solche Weise noch mehr der Person des
Kalifen angenähert, stieg immer mehr und mehr in seiner Gunst.

Eines Tages, als er im Diwan war, kam ein Emir mit einem
Schwert in der Hand, dem Kalifen den Tod des Oberhaupts des hohen Rats der
Sechzig zu melden. Der Fürst ließ auf der Stelle Alaeddin abermals mit einem
prächtigen Kaftan bekleiden und ernannte ihn zum Oberhaupt des Rats der
Sechzig. Da der Verstorbene weder Frau noch Kinder hinterließ, so erbte auf
Befehl des Kalifen Alaeddin alle seine Sklaven und Schätze, bloß mit der
Bedingung, sein Leichenbegräbnis zu besorgen. Nachdem der Kalif mit seinem Tuch
gewinkt hatte, ging der Diwan auseinander.

Draußen vor dem Saal des Diwans fand Alaeddin vierzig
Männer von der Leibwache des Kalifen versammelt, welche ihm zu Ehren ihn
begleiten wollten, und deren Anführer Achmed Aldanaf sich an seine Seite begab.
Alaeddin, der den Einfluss dieses Offiziers und das Vertrauen, welches der Kalif
in ihn setzte, wohl kannte, benutzte diese Gelegenheit, ihn zu vermögen, sich
innig mit ihm zu verbinden und ihn freundlich als sein Sohn zu betrachten.
Achmed Aldanaf, der schon von dem Augenblick an, als er Alaeddin zuerst am Hof
erscheinen sah, Zuneigung für ihn empfunden hatte, fand sich durch einen Antrag
geschmeichelt und willigte gern ein. Er versprach ihm sogar, um ihm einen
auffallenden Beweis seiner Teilnahme für ihn zu geben, ihn jedes Mal, wenn er
sich zum Diwan begäbe oder draus heimkehrte, durch seine Soldaten begleiten zu
lassen.

Alaeddin, so am Hof des Kalifen mit Ehren überhäuft,
begab sich alle Tage zu diesem Fürsten, mit welchem er in der innigsten
Vertraulichkeit lebte.