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820. Nacht

Sie willigte ein, ließ Sklaven kommen und schickte sie
nach Packleuten, welche aus den Stoffen, welche sie ihnen gab, zehn Ballen
machten.

Unterdessen war Schemseddin in den untern Saal getreten,
und als er hier seinen Sohn nicht sah, fragte er die jungen Leute, wo er wäre.
Sobald er vernahm, dass er ungestüm sie verlassen und sein Maultier bestiegen
hätte, um heimzukehren, eitle er ihm nach.

Als er beim Eintritt die zehn Ballen erblickte, fragte er
seine Frau, wem sie gehörten, und sie erzählte ihm, was seinem Sohn mit den
jungen Kaufleuten begegnet wäre, und dass er den Vorsatz hätte, zu reisen.

Schemseddin kehrte sich hierauf zu seinem Sohn, stellte
ihm die Mühseligkeiten und Gefahren der Reise vor und sagte ihm, die Weisen
rieten, sich auch nicht einmal eine Meile weit von Hause zu entfernen.

Der Jüngling aber beharrte in seinem Entschluss und ging
sogar so weit, zu sagen, wenn man ihn nicht reisen ließe, würde er ein
Derwisch werden und von Ort zu Ort Almosen betteln gehen.

„Ich will mich nicht länger Deinem Verlangen
widersetzen, mein Sohn,“ erwiderte Schemseddin, „ich bin keineswegs so
arm, dass ich Dir nicht Mittel gewähren könnte, auf die angenehmste und
vorteilhafteste Weise zu reisen: Ich besitze im Gegenteil sehr ansehnliche
Reichtümer.“

Schemseddin führte nun seinen Sohn in alle seine
Warenlager, wo er ihm kostbare Stoffe und die eigentümlichen Waren jedes Landes
zeigte. Sie waren in vierzig Ballen gepackt, deren jeder eine Aufschrift hatte,
welche anzeigte, dass der Peris eines jeden Ballens tausend Goldstücke wäre.

„Nimm, mein Sohn,“ sprach er zu ihm, „diese
vierzig Ballen und die zehn, welche Deine Mutter Dir bereitet hat, und reise
damit unter dem Schutz und der Obhut Gottes. Indessen kann ich Dir meine
Besorgnisse nicht verhehlen. Auf dem Weg nach Bagdad bist Du genötigt, den
Löwenwald zu durchziehen und in das Tal Benu Kalab hinab zu steigen. Diese
Gegenden sind sehr gefährlich, man hört von nichts anderem als von Mordtaten
der Beduinenaraber daselbst, welche auf allen Wegen lauern.“

Alaeddin antwortete nichts weiter, als dass er sich für
alles, was ihm begegnen könnte, in den Willen Gottes ergäbe.

Als sein Vater ihn durchaus entschlossen sah, führte er
ihn mit sich auf den Markt, wo Saumtiere verkauft wurden.

Sie trafen hier einen Akam oder Unternehmer der
Fortschaffung von Waren namens Kemaleddin, der nicht sobald Schemseddin erblickt
hatte, als er von seinem Maultier stieg und ihn zu begrüßen kam.

„Herr,“ sprach er zu ihm, „es ist lange
her, dass Ihr nicht zu uns gekommen seid und mir Gelegenheit gegeben habt, Euch
meine Dienste anzubieten.“

„Jedes Ding hat seine Zeit,“ antwortete
Schemseddin, „die Zeit der Reisen ist für mich vorbei. Aber mein Sohn, den
Ihr hier seht, hat die Absicht zu reisen, und ich würde es gern sehen, wenn Ihr
ihn begleiten und ihm Vaters Stelle vertreten wolltet.“

Als der Akam diesen Antrag willig annahm, übergab ihm
Schemseddin hundert Goldstücke, um sie unter seinen Sklaven zu verteilen. Er
kaufte hierauf sechzig Maultiere und eine Wachskerze, um sie auf dem Grab des
heiligen Abdalkader Algilani darzubringen. Er empfahl seinem Sohn, dem Akam
genau Folge zu leisten und ihn fortan als Vater anzusehen.

Als er in Begleitung seiner Sklaven und der gekauften
Maultiere wieder nach Haus gekommen war, ließ er ein großes Gastmahl bereiten
und veranstaltete, dass dieser Abend in Freunde verlebt wurde.

Am folgenden Morgen machte er seinem Sohn ein Geschenk von
zehntausend Goldstücken und sagte ihm, dass er sich desselben bedienen sollte,
im Fall er bei seiner Ankunft nicht Gelegenheit fände, seine Waren vorteilhaft
zu verkaufen.

Als die Maultiere gepackt waren, sagte Alaeddin seinen
Eltern Lebewohl und reiste mit dem Akam aus Kairo.