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798. Nacht

Naama und Naam

Rabia war einer der reichsten und vornehmsten Einwohner
von Kufah. Die Geburt eines Sohnes, welche ihm das einzige noch fehlende Gut
gewährte, setzte seinem Glück die Krone auf. Rabia nahm das Kind, sobald es
zur Welt kam, in seine Arme, hub die Augen gen Himmel, und gab ihm den Namen
Naama Allah1).

Dieser Sohn war von seiner zartesten Kindheit an der
Gegenstand aller Sorgfalt und Hingebung seines Vaters, der sich beeiferte, seine
geringsten Wünsche zu befriedigen, und ihm mit allem entgegen zu kommen, was
ihn ergötzen und vergnügen konnte.

Eines Tages, als Rabia über den Sklavenmarkt ging,
bemerkte er eine wohl gebaute und noch junge Frau, welche eine kleine Tochter von
der liebreichsten und niedlichsten Bildung auf der Welt in ihren Armen hielt.

„Wie teuer ist die Sklavin mit ihrem Kind?“,
fragte Rabia, sich an den Mäkler wendend.

„Fünfzig Zeckinen,“ antwortete der Mäkler.

„Hier sind sie,“ fuhr Rabia fort,
„übergebt sie dem Eigentümer der Sklavin, und macht auf der Stelle den
Kaufvertrag.“

Als der Handel geschlossen war, bezahlte Rabia dem Mäkler
seine Gebühren, und nahm die Sklavin samt ihrem Kind mit sich.

Als Rabias Gattin ihn in solcher Begleitung nach Hause
kommen sah, fragte sie ihn wer diese Frau wäre.

„Es ist eine Sklavin,“ antwortete Rabia,
„welche ich soeben gekauft habe. Ihre kleine Tochter erschien mir so
lieblich, und ich glaube, sie wird einst die schönste Jungfrau von Arabien und
Persien werden. Sie ist ungefähr in Naamas Alter, und beide können zusammen
spielen.“

„Du hast wohl getan, sie zu kaufen,“ sagte
Rabias Gattin, „dies kleine Mädchen gefällt mir auch sehr.“ –

„Wie heißt Du?“, fragte sie hierauf die
Sklavin.

„Herrin, ich nenne mich Taufik.“ –

„Und Deine kleine Tochter?“ –

„Sie heißt Saad.“2)

 


1)
Naama Allah oder Rimat Allah bedeutet Gnade, Wohltat Gottes.