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791. Nacht

„Was seh‘ ich! Welches Wunder!“, rief er ganz
erstaunt aus.

„Hab‘ ich Euch nicht versprochen,“ sagte der
Arzt, „Euch den Gegenstand Eurer Wünsche erreichen zu lassen? Ihr seht
Hier die Erfüllung meines Versprechens.“

„In Wahrheit,“ erwiderte der junge Mann,
„Ihr seid ein außerordentlicher Mensch, und niemals hat der Himmel einem
Sterblichen die Macht verliehen, solche Wunder zu tun.“

Er küsste hierauf dem Arzt die Hände und bezeugte ihm
die lebhafteste Erkenntlichkeit für den ihm geleisteten Dienst.

„Ich entferne mich,“ sagte der Arzt, indem er
ihn unterbrach, „die Ihr liebt, ist in Euren Händen, es ist nun allein
Eure Sache, ihr Eure Liebe annehmlich zu machen.“

Als der Arzt hinausgegangen war, näherte sich der junge
Liebende der Prinzessin. Sie öffnete die Augen, und als sie einen jungen Mann
an ihrer Seite erblickte, fragte sie ihn, wer er wäre.

„Der Sklave Eurer schönen Augen,“ antwortete
er, „der Unglückliche, der um Euch verschmachtet, und der niemals eine
andere lieben wird, als Euch.“

Durch diese Rede geschmeichelt, betrachtete sie den jungen
Mann, wurde von der Schönheit seiner Züge getroffen, und fühlte ihr Herz für
ihn entbrennen.

„Seid Ihr,“ sprach sie zu ihm, „ein
sterblicher, oder ein Geist? Wer hat mich hierher versetzt?“

„Ich bin,“ antwortete er, „der
glücklichste Sterbliche, und ich möchte meinen Zustand nicht mit dem der
Geister vertauschen, welche Euch auf meine Bitte hierher gebracht haben.“

„Nun wohl,“ fuhr sie fort, „so schwört
mir, mein Gebieter, ihnen zu befehlen, dass sie mich alle Nächte hierher
bringen!“

„Geliebte,“ antwortete er, „die
Versicherung der Dauer meines Glückes setzt meinen Wünschen die Krone
auf.“

Die beiden auf gleiche Weise füreinander entbrannten
Geliebten unterhielten sich lange über ihr Abenteuer, und verlebten miteinander
die köstlichsten Augenblicke.

Als die Morgenröte sich erblicken ließ, trat der Arzt in
das Zimmer, und rief leise dem jungen Mann und fragte ihn lächelnd, wie er die
Nacht zugebracht hätte.

„In einem Paradies der Wonne,“ antwortete er,
„und inmitten der Huris.“

Nachdem der Arzt ihm den Vorschlag gemacht hatte, mit ihm
ins Bad zu gehen, fragte er diesen, was mit der Prinzessin werden sollte, und
wie sie in den Palast zurückkommen würde.

„Beunruhigt Euch über nichts,“ antwortete der
Arzt, „sie wird dahin zurückkommen, so wie sie hergekommen, und niemand
wird erfahren, was vorgegangen ist.“

In der Tat schlief die Prinzessin ein, und befand sich
beim Erwachen wieder in ihrem Palast. Sie hütete sich wohl, etwas von ihrem
Abenteuer zu sagen, und erwartete die Nacht mit Ungeduld. Sie wurde abermals zu
dem jungen Mann gebracht, wie in der vorigen Nacht, und dasselbe Wunder
wiederholte sich auch in den folgenden Nächten.

Nach Verlauf einiger Monate befand sich eines Morgens die
Prinzessin mit ihrer Mutter auf dem flachen Dach des Palastes, und stand einige
Augenblicke mit dem Rücken gegen die Sonne. Von der Hitze durchglüht,
entblößte sie unwillkürlich ihren schwellenden Busen: Ihrer Mutter fiel es
auf, sie betrachtete sie aufmerksamer, legte die Hand auf ihren Leib, und
erkannte, dass sie schwanger war. Sogleich stieß sie ein lautes Geschrei aus,
schlug sich ins Angesicht, und befragte sie, wie sie in diesen Zustand gekommen
wäre. Als die Frauen des Palastes auf das Geschrei der Sultanin herbei eilten,
befahl sie ihnen, den Kalifen zu rufen.

Sobald der Kalif die Ursache der Verzweiflung der Sultanin
vernommen hatte, geriet er in großen Zorn, zog seinen Dolch, und sprach zu
seiner Tochter: