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743. Nacht

Mehrere Tage vergingen, ohne dass er wieder erschien, und
während dieser Zeit hatte die Prinzessin nur eine Alte zur Gesellschaft, deren
Hut sie anvertraut war. Aber ihr Herz war zu sehr voll Unruhe über das
Verschwinden ihres vermeinten Bruders, als dass sie an irgend eine Erheiterung
denken konnte. Sie hatte an den Augen des Geistes gesehen, dass sie ihm Liebe
eingeflößt, und sie beschloss, seien Schwachheit zu benutzen, um sich zu
befreien und Benasir zu retten.

Als derjenige, der sie gefangen hielt, wieder vor ihr
erschien, fand er einen sehr freundlichen Empfang.

„Herr,“ sprach die Prinzessin zu ihm, „Ihr
seid sehr lange entfernt gewesen, ich erwartete, Euch früher wieder zu sehen,
weil ich an diesem einsamen Ort niemand habe als Euch allein, so hoffe ich, dass
Ihr fortan mich nicht mehr so lange Eurer Gegenwart berauben werdet.“

Diese Worte schmeichelten dem Geist ungemein, und er
erkundigte sich angelegentlich, ob man es ihr auch an irgend etwas hätte fehlen
lassen, und ob sie sonst etwas wünschte.

„Ich habe nur einen Wunsch,“ antwortete sie,
„nämlich die Ursache zu erfahren, weshalb Ihr mich hierher versetzt habt,
und was Euch bewegt, mich hier zurückzuhalten.“

„Prinzessin,“ erwiderte der Geist, „ist es
möglich, dass Ihr mir eine solche Frage tut? Als Benasir mir Eure Reize pries,
erregte er mir ein lebhaftes Verlangen, sie kennen zu lernen. Als ich seinen
Schmerz über die Trennung von Euch sah, so war ich neugierig, den Gegenstand
einer so heftigen Leidenschaft zu schauen, und ich fasste den Entschluss, Euch
zu entführen. Ich habe gefunden, dass Ihr seiner Zuneigung würdig wart, und
Ihr habt zugleich in mir eine Leidenschaft entzündet, welche nichts zu
verlöschen vermöchte.“

Die Prinzessin von China erkannte aus diesen Worten den
ganzen Umfang der Gefahr, welche ihr drohte, und sie ergriff den Gedanken, diese
Gefahr selber zu ihrer Befreiung zu benutzen.

„Herr,“ sagte sie, „um die Erwiderung Eurer
Neigung zu mir zu verdienen, hoffe ich, Ihr werdet alle meiner Geburt
zustehenden Rücksichten beobachten; und mich gefangen halten, ist keineswegs
das Mittel, Euch meine Gunst zu erwerben.“