Project Description

723. Nacht

Mehrere Monate waren so vergangen, und die beiden Männer
waren völlig die Narren ihres verschmitzten Weibes, als eines Tages der Räuber
ihr zu sagen kam, dass er sich auf einige Zeit von ihr trennen müsste, und
Abschied nahm. Sie bezeigte ihm ihr Herzleid über diese unerwartete Abreise. Zu
gleicher Zeit gab sie ihm alles zu seiner Abreise Nötige und einen Vorrat auf
den Weg. Sie nahm unter anderem einen kalten Hammelschlägel, schnitt ihn mitten
durch und gab ihm die eine Hälfte. Der Räuber nahm Abschied und machte sich
auf den Weg längs dem Ufer des Nils.

Er war kaum einige Stunden weg, als Akil, der
Taschenspieler, heimkam. Auch er hatte Gründe, Kairo zu verlassen, und kam,
seine Frau um einigen Vorrat auf die Reise zu bitten. Diese dankte im stillen
Gott, dass er es nicht zugelassen, dass ihre beiden Männer sich bei ihr
begegnet hätten. Sie bezeigte dem zuletzt Gekommenen, welchen Schmerz sie über
seine Entfernung empfände. Sie gab ihm einigen Vorrat und unter anderem auch
die Hälfte des Hammelschlägels, von welchem sie die eine Hälfte ihrem ersten
Mann gegeben hatte.

Akil reiste ab, und wie Haram nahm er den Weg am Nil hin.
Zu Ende der Tagereise kehrte er in eine gute, am Weg gelegene Karawanserei ein,
um hier die Nacht zu bleiben. Beim Eintritt in dieses weitläufige Gebäude fand
er darin nur einen Gast, mit welchem er bald Bekanntschaft machte.

„Kamerad,“ sprach er zu ihm, „Ihr scheint
ermüdet zu sein.“

„Ich habe heute den Weg von Kairo her gemacht,“
antwortete jener.

„Ich komme ebenfalls von dieser Stadt,“ fuhr
Akil fort, „und wenn Ihr auch noch weiter reist, so können wir den Weg
zusammen machen, denn ich hatte die Vorschrift des Propheten vergessen: „El
refnk thum eltharnk“ (begib Dich nicht auf den Weg ohne einen guten
Gefährten): Wollt Ihr unterdessen ein schlechtes Mahl mit mir teilen, so kann
ich Euch einige Datteln und ein Stück von einem Hammelschlägel mit Knoblauch
anbieten.“

„Ich nehme gern Euer Erbieten an,“ sagte der
andere Reisende, „aber ich will auch meinen Beitrag dazu liefern.“

Zu gleicher Zeit packte jeder seinen mitgebrachten Vorrat
aus. Als beide auf den Teppich gelegt, was sie sich gegenseitig anzubieten
hatten, bemerkten sie zu ihrer großen Verwunderung, dass die beiden Stücke des
Hammelschlägels vollkommen aneinander passten.

„Kamerad,“ sprach Akil zu seinem Genossen,
„darf ich wissen, woher Ihr dieses Stück Hammelschlägel habt?“

„Meine Frau hat es mir vor meiner Abreise
gegeben,“ antwortete ihm der Reisende, „aber darf ich meinerseits auch
wissen, wo Ihr das her habt, das Ihr mir vorsetzt?“