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704. Nacht

Als die verabredete Stunde gekommen war, verfügte sich
der junge Mann wieder zu dem Polizeibeamten, welcher sogleich an der Spitze von
vierhundert seiner Leute, von vier Anführern befehligt, zu Pferde stieg und,
von einer großen Anzahl Fackeln und Laternen beleuchtet, dahin ritt.

Unterdessen erwarteten die Mutter und ihre Tochter ruhig
in ihrem Haus, welches von einer zahllosen Menge Wachskerzen erleuchtet war, die
Ankunft Albondukanis. Plötzlich hörten sie heftig an die Tür pochen. Die Alte
ging hin, schaute durch die Spalten und erblickte den Polizeibeamten, der mit
seinen Leuten die Straße füllte und schon alle Anstalten machte, mit Gewalt in
das Haus zu dringen. Als die Alte einen der Anführer der Schar erblickte,
geriet sie in großen Schrecken, denn es war Schamama, einer der furchtbarsten
Kerle in Bagdad, ein wahrer eingefleischter Teufel und fähig zu allem. Als
dieser sah, dass man nicht öffnete, sprach er zu dem Polizeibeamten:

„Herr, was zaudern wir, diese Türe einzustoßen, da
man uns sie zu öffnen weigert? Wenn wir sie so unversehens überfallen, so
können wir uns alles dessen, was sich in dem Haus befindet, bemächtigen, und
werden umso sicherer denjenigen ergreifen, den wir suchen.“

Glücklicherweise befand sich unter den Anführern der
Scharen ein junger Mann voll Wohlwollen und Menschlichkeit, welcher dem
Polizeibeamten diesen Vorschlag des Schamama ausredete.

„Hüten wir uns wohl, Herr,“ sprach er zu ihm,
„eine so gewaltsame und gefährliche Maßregel zu ergreifen. Nichts
versichert uns, dass wir nicht durch eine falsche Anklage des jungen Kaufmanns
verleitet sind, welcher über seine Abweisung missvergnügt ist. Wäre dies, so
könnten wir uns sehr vergreifen, denn wir haben keine sichere Anzeige: Tut
jedoch, was Euch gut dünkt.“

Die Alte, welche diese ganze Verhandlung mit anhörte, war
halb tot vor Schrecken. „Ach! Meine arme Tochter,“ rief sie aus,
„wir sind verloren: Die Polizei ist an unserer Türe und kommt, den Räuber
zu suchen.“

„Verschließt sorgfältig die Türe, liebe Mutter,
vielleicht sendet Gott uns noch Hilfe.“

Die Alte befolgte den Rat ihrer Tochter; aber unterdessen
verdoppelten sich die Schläge: Sie fragte, wer da klopfte.