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702. Nacht

„Wenn die Herrin des Hauses,“ sagte er zu ihnen, „Euch fragt,
wer Euch geschickt hat, so sagt, es sei ihr Schwiegersohn. Erkundigt sie sich
nun nach dem Gewerbe dieses Schwiegersohnes, so sagt, ihr kennt ihn nicht, und
fragt sie Euch nach seinem Namen, so antwortet: Albondukani. Prägt Euch dieses
wohl ein, denn wenn einer von Euch ein Wort hinzufügt, so lasse ich ihn auf der
Stelle kreuzigen.“

Nachdem der Marmorarbeiter alle Werkleute versammelt hatte, die er aufbringen
konnte, begab er sich mit ihnen nach dem ihm von dem Kalifen bezeichneten Haus.
Sie brachten sogleich die zu ihrer Arbeit nötigen Marmorplatten mit. Die Alte
fragte sie, was sie wollten.

„Wir kommen, dieses Haus zu pflastern,“ antworteten sie.

„Wer hat Euch hergeschickt?“, fragte sie weiter.

„Euer Schwiegersohn.“ –

„Und was treibt mein Schwiegersohn?“ –

„Wir wissen es nicht.“ –

„Sagt mir wenigstens seinen Namen.“

„Er heißt Albondukani.“

Diese Antwort und diese Anstalten bestärkten die Alte in ihrer Vorstellung,
dass ihr Schwiegersohn einer der ausbündigsten Oberhäupter der Räuber in der
Gegend von Bagdad sein müsste.

Dieselben Auftritte wiederholten sich, als ebenso nacheinander die Tischler
und die Maler erschienen, um die Befehle des Kalifen auszuführen, und die Alte
konnte auch von ihnen nichts herausbringen, was ihrer Neugierde genügte.

„Dieser Albondukani,“ sprach sie bei sich selber, „muss ein
sehr furchtbarer Räuber sein, denn es ist klar, dass alle diese Leute hier ihn
nicht nennen wollen, weil sie ihm zu missfallen fürchten, wenn sie sein Gewerbe
kundtun.“

Alle diese Beängstigungen hätten sie bald verrückt gemacht. Sie
wiederholte mehrmals ihre Nachforschungen ohne mehr Erfolg. In kurzer Zeit
hatten die Arbeiter die Vorderseite des Hauses umgewandelt; und als ihre Aufgabe
vollendet war, gingen sie hin und verkündigten dem Kalifen, dass sein Wille
erfüllt wäre.

Der Fürst belud nun eine große Anzahl Träger mit Hausgerät aller Art und
mit Körben voll von Stücken Zeug, Stickereien und Kleinoden.

Als die Alte diese neuen Geschenke ankommen sah, wollte sie anfangs die
überbringer bedeuten, sie wären unrecht; aber sie blieben dabei und übergaben
ihr die Sachen mit der Weisung, dafür zu sorgen, dass alles sogleich
eingerichtet würde, weil ihr Schwiegersohn die Absicht hätte, sie noch diese
Nacht zu besuchen. Diese verdächtige Stunde, welche der Kalif gewählt hatte,
bestärkte die Alte nur noch mehr in ihrer vor gefassten Meinung. Sie begab sich
in aller Eile zu ihren Nachbarinnen, um ihre Hilfe zur Anordnung der Sachen
anzusprechen, welche sie bekommen hatte.

„Wie, Nachbarin,“ sprachen diese beim Eintreten, als sie die
vorgegangenen Veränderungen wahrnahmen, „ist es ein Traum? Ist’s möglich,
dass Eure Hütte in einen prächtigen Palast verwandelt worden? Woher kommen
alle diese Marmorzierden, diese herrlichen Gemälde? Ist dies ein bezaubertes
Land?“

„Keineswegs,“ antwortete die Alte, „alles dies verdanke ich
meinem Schwiegersohn.“ –

„Eure Tochter ist also verheiratet?“ –