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691. Nacht

Wir haben die Eltern dieses Unglücklichen lange in Trauer
über die Abwesenheit ihres Sohnes und die Krankheit ihrer Nichte verlassen. Sie
hatten keinen anderen Trost als die kleine Baumwollstaude, welche sie nicht
versäumten jeden Morgen mit ihren Tränen zu befeuchten; ihr einziges
Vergnügen war, das schöne Grün der Blätter dieser Staude zu betrachten und
sorgfältig zu untersuchen, ob seine Samenkapsel noch immer hübsch rot wäre.
Sie zersprang denselben Tag, als der Unglückliche umkam, und die Blätter des
Strauchs verwelkten. Der Vater und die Mutter, die nach ihrer Gewohnheit sehr
früh aufgestanden waren, um ihn zu begießen, gerieten in Verzweiflung, als sie
ihn in diesem Zustand sahen; ihr Wehgeschrei erweckte das ganze Haus; und der
Emir von Kufa, der aus Gefälligkeit bei ihnen geblieben, war nicht der letzte,
ihnen beizuspringen.

Er gereute ihn nun sehr, hierher gekommen zu sein, und
besonders, dem jungen Mann einen so unseligen und für die Kranke jetzt so
unnützen Rat gegeben zu haben. Indessen wollte man dieser das Unglück, welches
ihren Gatten betroffen hatte, verbergen, und man machte ohne ihr Wissen alle
Anstalten zu einem prächtigen Leichenbegängnis. Die Trauersängerinnen und
Klageweiber, welche gewöhnlich die Leichen begleiten, übertrafen bei dieser
Gelegenheit sich selbst; ihr durchdringendes Geschrei und ihre Klagegesänge
hätten die Herzen der Unempfindlichsten gerührt. Die Armen, die herbeikamen,
empfingen überflüssige Almosen, ohne dass man sich erkundigte, aus welchem
Land sie her wären. Alle bedeutenden Personen von Damaskus wurden eingeladen
und bildeten ein glänzendes Gefolge bei diesem Leichengepränge. Die Armen,
welche weinend und sich die Haare ausraufend nachfolgten, boten ein weniger
glänzendes, aber für das Andenken des Sohnes Ali Dschoharis viel rührenderes
Schauspiel dar. Der Vater und die Mutter blieben dreißig Tage lang in der
tiefsten Eingezogenheit und nahmen nicht mehr Nahrung zu sich, als nötig war,
um nicht Hungers zu sterben.

Unterdessen langweilte es den in dem Palast Salomons
zurückgebliebenen Derwisch, seinen Gefährten zu erwarten; er machte also
einige zauberische Verrichtungen, um zu erfahren, was aus ihm geworden wäre.
Wie groß war seine Verzweiflung, als er das bejammernswürdige Ende seines
Freundes vernahm! Weil er sich nicht mehr schmeicheln konnte, ihm nützlich zu
sein, bat er den Geist, ihn nach Damaskus zu bringen. Dieser fasste ihn in seine
Arme, und in einem Augenblick sahen sich beide an die Tore von Damaskus
versetzt; hierauf verschwand der Geist, und der Derwisch trat in die Stadt.

Sein erster Gang war nach der Muj