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688. Nacht

Aber in der Eile, mit welcher er dahergeflogen war, hatte
er vergessen, das Feuer auszulöschen, worin er das Räucherwerk verbrannt
hatte. Der Oberpriester des Götzentempels kam gerade an dem Ort vorbei, wo
diese Zauberei vorgegangen, fand das noch rauchende Feuer, und da er selbst der
Zauberei kundig war, so benutzte er die Mittel, welcher dieser günstige Umstand
ihm darbot, selber eine Beschwörung anzustellen, vermittelst welcher er nun
erfuhr, was vorging.

Ohne einen Augenblick zu verlieren, lief er nach dem
Gefängnis und benachrichtigte den Kerkermeister von dem Versuch, welcher
gemacht würde, seinen Gefangenen in Freiheit zu setzen, und jener nahm seine
Maßregeln so gut, dass weder der eine noch der andere entkommen konnte.

Der Oberpriester begnügte sich nicht damit, seinen Feind
also gefangen zu haben; er hatte noch die Grausamkeit einen Schergen zu
bestellen, welcher beiden täglich drei Mal die Bastonade geben musste. Diese
Misshandlung und der Verdruss, so überlistet zu sein, hatten den neuen
Gefangenen in so tiefe Schwermut versenkt, dass sein Gefährte genötigt war,
ihm Trost zu geben.

„Lasst ab, das Schicksal anzuklagen,“ sprach er
zu ihm, „und vertraut auf den wahren Gott; wenn Ihr ihn anruft, so wird er
nicht unterlassen, Euch aus den Händen Eurer Feinde zu befreien.“

Unterdessen rückte der Tag des Opfers heran, und ihre
Unruhe verdoppelte sich, als zufällig der Neubekehrte, indem er seine Tasche
durchsuchte, einen sehr kostbaren Smaragd fand, welchen er bei sich führte. Der
Anblick dieses Kleinods erregte seinen Unwillen. „Verfluchter Stein“
rief er aus, indem er ihn heftig zu Boden warf, „wozu kannst Du mir jetzt
dienen, und welchen Wert hast Du noch für mich? Ich würde Dich gern für ein
Stück Eisen vom geringsten Wert hingeben.“

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als ein
glänzendes Licht das Gefängnis erhellte und eine Donnerstimme sich hören
ließ. Der Sohn Ali Dschoharis sank vor Schrecken in Ohnmacht.

„Was ist Dein Begehr?“, fragte der Geist den
chinesischen Herrn. „Es gibt nichts, was ich nicht zum Lohn für den Dienst
täte, welchen Du mir eben geleistet hast: Vernimm, ich bin einer der gegen
Salomon empörten Geister, welcher mich zur Strafe meines Ungehorsams in diesen
sternkräftigen Smaragd eingeschlossen hatte: Du hast mich, indem Du ihn
zerschmettert, aus meinem Gefängnis befreit, und ich will für den wichtigen
mir geleisteten Dienst erkenntlich sein.“