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678. Nacht

Dorrat-al-Gawas erkannte ihren Wesir und fragte ihn
hastig, welcher Anlass ihn zu ihr herführte.

„Prinzessin,“ antwortete ihr dieser Minister,
„ich komme in aller Eile, um Euch zu beschwören, in eure Staaten
heimzukehren. Durch Eure Abwesenheit beunruhigt, haben die Geister Euch zu sehen
verlangt. Ich habe ihnen geantwortet, dass unaufschiebbare Geschäfte euch nicht
erlaubten, Euren Palast zu verlassen. Aber diese Entschuldigung hat einen
unangenehmen Eindruck auf ihr Gemüt gemacht. Sie halten die Weigerung, auf ihr
Begehren zu erscheinen, für Mangel an Achtung. Ein längeres Ausbleiben
könnten dem einen oder andern von ihnen zum Vorwand der Empörung dienen. Es
ist also notwendig, dass Ihr diesen Ort unverzüglich verlasst.“

Die Geisterfürstin dachte in diesem Augenblick nur an den
Schmerz, sich von dem jungen Habib zu trennen. „Prinz,“ sprach sie zu
ihm, „Ihr könnt nicht ermessen, wie schmerzlich es mir ist, mich zu
entfernen, ohne Euch mit mir nehmen zu können. Das ist leider der Beschluss des
Schicksals: Es will, dass wir vor unserer Vereinigung alle Arten von
Mühseligkeiten und Entbehrungen bestehen. Aber bewahrt das Andenken an
Dorrat-al-Gawas und lasst ihr Bild Euch Kraft verleihen, den Gefahren zu trotzen
und ich zu erwerben, nachdem Ihr erfüllt habt, was das Schicksal fordert.“

Mit diesen Worten setzte sie sich auf den Rücken ihres
Wesirs, welcher schon wieder seine erste Gestalt angenommen hatte; und nachdem
sie dem Prinzen Lebewohl gesagt, flog sie mit ihren Gefährtinnen dahin, welche
sich auch wieder in kleinere Vögel verwandelt hatten.

Als der Prinz wieder seine Geliebte verschwinden sah,
konnte er seine Tränen nicht zurückhalten, und er stand lange unbeweglich, die
Augen nach der Gegend gerichtet, dahin Dorrat-al-Gawas geflogen war.

Unterdessen hatten der Emir Salama und seine Gattin voll
Unruhe über die längere Abwesenheit ihres Sohnes sich nach dem Garten begeben,
wo sie ihn vermuteten. Sie fanden ihn ganz verweint und in bitteren Klagen über
sein Schicksal: Die Trennung von Dorrat-al-Gawas hatte einen so tiefen Eindruck
auf Habib gemacht, dass er fast seiner Sinne nicht mehr mächtig war.

Als seine Eltern ihn wieder zu sich gebracht hatten,
erkundigten sie sich voll Unruhe nach dem Gegenstand seines Kummers, und Habib
erzählte ihnen, was ihm zugestoßen war.