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648. Nacht

„Herr,“ erwiderte der Kaufmann, „glaubt
nicht, mich zu großmütig belohnt zu haben; denn ich habe nicht einmal die
Bezahlung für die Mühe und die Unkosten, welche mir diese Sklavin verursacht
hat. Statt mich von ihr bedienen zu lassen, habe ich sie selbst bedient. Sie aß
nur Kuchen; statt der in einem Ofen ausgebrüteten Hühner ließ ich eine Henne
eigens für sie brüten; da sie zu gewählt war, um durch Mandeln gereinigtes
Nilwasser zu trinken, so musste ich ihretwegen indischen Bezoar anwenden. auf
einem Kamel zu reiten schien ihr zu unbequem, ich ließ sie also immer in einer
Sänfte mit Glasfenstern tragen.“

Diese genauen Ausführlichkeiten erregten das Lachen des
Sultans, der dem Sklavenhändler noch fünfhundert Goldstücke bewilligte.
Dieser verneigte sich tief, indem er die rechte Hand auf sein Herz legte und
sagte:

„Herr, ich habe diese Sklavin nicht aus
eigennützigen Absichten hierher geführt, ich hatte keinen anderen Beweggrund,
als Euer Majestät etwas Euer Würdiges anzubieten.“

Und somit entfernte er sich, sehr erfreut, einen so
vorteilhaften Handel abgeschlossen zu haben.

Das Oberhaupt der Verschnittenen bemächtigte sich
sogleich mit dem Gefolge seiner Untergebenen seiner neuen Gefangenen und führte
sie ins Bad, woselbst in den Künsten des Putztisches erfahrene Frauen sich
beeiferten, sie zu entkleiden. Nachdem sie gehörig gerieben worden und man sie
mit Rosenwasser und vielen anderen wohlriechenden Essenzen überströmt hatte,
kamen vierundzwanzig Sklavinnen von verschiedenen Völkerschaften mit Linnen, um
sie abzutrocknen. Hierauf begab sie sich in ein Zimmer, in welchem sich drei
prächtige Springbrunnen befanden, die in kostbare Becken fielen. Die schöne
Sklavin streckte sich auf einem Sofa aus, welches mit indischen Stoffen und
Shawls von Kaschmir bedeckt war, deren Goldfransen bis auf die Erde herabhingen.
Vier junge Mädchen, ebenso leicht als der Musselin, der ihre Reize umhüllte,
nahten sich, um sie zu kämmen, und kaum war das Tuch, welches ihr schönes Haar
zusammenhielt, abgebunden, als dieses in großen wallenden Locken auf ihren
Busen, ihre Schultern und Hüften fiel. Drei der jungen Mädchen hielten in der
Hand Kästchen mit wohlriechenden Essenzen und Pomaden: Es befanden sich darin
Rosen-, Zimt-, Aloeessenz usw. Die vierte hielt den mit Diamanten besetzten Kamm
und schickte sich an, Gebrauch davon zu machen, als die Fülle dieses schwarzen
Haares sie erschreckte. Sie rief eine ihrer Gefährtinnen, ihr zu helfen.
Nachdem sie diese schönen Haare gekämmt hatten, salbten sie dieselben mit den
verschiedenen Pomaden und wanden sie in Flechten, die mit Goldfäden, Perlen und
Diamanten durchflochten waren. Man schmückte ihr Haupt mit einer kleinen mit
kostbaren Steinen besetzten Krone, mit einer Binde von Zechinen und einem mit
Gold durchwirkten Musselinschleier, der ihr bis auf die Fersen fiel, und durch
welchen man leicht ihren schönen schlanken Wuchs sehen konnte. Vorn auf dem
Schleier, der ihre Stirn und ihre Augen umwallte, war mit Goldflittern und
Diamanten der Name des Großsultans von Indien leicht gestickt. Es erschienen
neue Sklavinnen, um ihr ein Kleid von Silbergaze anzuziehen, welches so
kunstreich gemacht war, dass es die Gestaltung ihrer Hüften und die runden
Umrisse ihres Busens durchzeichnete. Endlich hatte man viele Mühe, Babuschen zu
finden, die klein genug für ihren Fuß waren.

Als sie nun angekleidet war, brachte man ihr Sorbet und
Zuckerwerk in Gefäßen aus vergoldetem Silber. Sie nahm eine Pfeife, um einige
Züge eines Tabaks zu rauchen, der so süß wie die Rose war. Hierauf erhob sie
sich, und alle Sklavinnen begleiteten sie in das ihr bestimmte Zimmer. Dort
angelangt, streckte sie sich nachlässig auf ein weiches Sofa und begann Betel
zu kauen.