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558. Nacht

Der junge Mann befahl einem Sklaven, den er gekauft hatte,
mich zu begleiten. Dieser trug das Bündel, und ich begab mich in den Palast, in
dessen Nähe ich eine Menge von Großen, Beamten und Wachen gewahrte, die, als
sie mich so reich gekleidet erblickten, ehrfurchtsvoll fragten, was ich
begehrte. Auf meine Erwiderung, dass ich mit dem Sultan zu sprechen hätte,
befahlen sie den Wachen, mich zu ihm zu führen.

Ich machte meine gebräuchliche Verbeugung, und der Sultan
erwiderte meinen Gruß, worauf ich ihm das Bündel vorlegte, indem ich sagte:
"Will mein Herr diese Kleinigkeit annehmen, deren Anbietung freilich meiner
niedrigen Lage ganz angemessen, aber gewiss nicht wert ist, von der königlichen
Majestät angenommen zu werden?"

Der Sultan befahl, das Paket zu öffnen, welches einen
vollständigen königlichen Anzug enthielt, reicher, als man je einen gesehen
hatte, worüber der Sultan höchlich erstaunte und ausrief:

"Himmel! Ich besitze nichts ähnliches und habe
nichts ähnliches besessen. Ich nehme diesen kostbaren Anzug an: aber womit kann
ich Dir ein so reiches Geschenk vergelten?" – "Großmächtiger
Fürst," versetzte ich, "es ist mein Wunsch, mit Dir verwandt zu
werden, indem ich mich mit dem kostbaren Edelstein des Helmes der Schönheit,
mit Deiner unvergleichlichen Tochter, verheirate."

Als der Sultan diesen Wunsch gehört hatte, wandte er sich
zu seinem Wesir und sagte: "Rate mir, wie ich mich hierbei benehmen
soll," worauf der Wesir erwiderte: "Zeige ihm, Herr, Deinen
kostbarsten Diamanten und frage ihn, ob er einen ebenso kostbaren habe, um ihn
Deiner Tochter zum Hochzeitsgeschenk geben zu können."

Der Sultan folgte diesem Rat, und ich erwiderte ihm:
"Wenn ich Dir zwei ähnliche gebe, gibst Du mir dann Deine Tochter?"
Nachdem er nun eingewilligt hatte, empfahl ich mich ihm, den Diamanten, welchen
ich dem jungen Mann als Muster zeigen wollte, mit mir nehmend.

Als ich nach Hause gekommen war, erzählte ich ihm das
Vorgefallene, worauf er den Diamanten betrachtete und sagte: "Der Tag ist
nun beinahe zu Ende, aber morgen will ich Dir zehn ähnliche schaffen, die Du
dem Sultan geben sollst." Am folgenden Morgen ging er aus, und im Zeitraum
von einer halben Stunde kehrte er mit zehn Diamanten zurück, die er mir gab,
und mit denen ich zum Sultan eilte.

Als dieser die köstlichen Steine sah, war er über ihren
Glanz ganz entzückt und befragte den Wesir nochmals, wie er sich dabei benehmen
sollte. "Herr," versetzte der Minister, "Du hast von diesem Mann
nur einen Diamanten verlangt, und er bringt Dir zehn. Es ist demnach Deine
Pflicht, ihm Deine Tochter zu geben."

Der Sultan sandte hierauf nach dem Kadi und den Effendis,
welche den Ehevertrag aufsetzten, den sie mir gaben, und den ich, nach Hause
zurückgekehrt, dem jungen Mann zeigte, welcher sagte: "Es ist gut, geh und
vollziehe Deine Heirat; aber ich bitte Dich, sie nicht ganz zu vollziehen, bis
ich Dir die Erlaubnis dazu geben werde." – "Dein Wille ist mir
Gesetz," erwiderte ich.

Als es Nacht geworden war, begab ich mich in das Zimmer
der Prinzessin, setzte mich jedoch in einiger Entfernung von ihr und redete sie
erst gegen Morgen an: Worauf ich mich für den Tag beurlaubte. Ich machte es in
der zweiten und dritten Nacht ebenso. Worauf sie, durch meine Kälte beleidigt,
sich bei ihrer Mutter beklagte, die den Sultan von meinen beleidigenden Benehmen
benachrichtigte.

Der Sultan ließ mich zu sich rufen und drohte mir, sehr
aufgebracht, mich zu töten, wenn ich noch eine Nacht in meiner Kälte gegen die
Prinzessin beharren würde.