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457. Nacht

„Euren Rat, welchen ihr mir hier wiederholt, und
wofür ich euch immer verbunden bin,“ erwiderte der Prinz Bahman, nachdem
er die Kugel empfangen hatte, „kann ich jedoch nicht befolgen: Aber ich
werde mich bemühen, die mir von euch gegebene Weisung zu benutzen, nämlich
beim Erstiegen des Berges mich nicht umzusehen, und ich hoffe, ihr werdet mich
bald mit der gesuchten Beute zurückkommen sehen, euch noch umständlicher zu
danken.“

Nach diesen Worten, auf welche der Derwisch nichts weiter
erwiderte, als dass er sich freuen würde, ihn wieder zu sehen, und wünschte,
dass solche geschähe, stieg der Prinz Bahman wieder zu Pferd, nahm durch eine
tiefe Verneigung des Hauptes Abschied von dem Derwisch, und warf die Kugel vor
sich hin.

Die Kugel rollte fort und fort, fast mit derselben
Schnelligkeit, welche der Prinz Bahman mit dem Wurf ihr erteilt hatte, so dass
er den Lauf seines Rosses ebenso beschleunigen musste, um ihr zu folgen und sie
nicht aus dem Gesicht zu verlieren. Er ritt ihr nach, und als sie den Fuß des
Berges erreichte, von welchem der Derwisch ihm gesagt hatte, stand sie still.
Jetzt stieg er ab, und das Pferd rührte sich nicht mehr vom Fleck, selbst als
er ihm den Zügel auf den Hals gelegt hatte.

Nachdem er den Berg recht erkannt und die schwarzen Steine
darauf bemerkt hatte, fing er an, ihn zu ersteigen, und er hatte kaum vier
Schritte getan, als die Stimmen, von welchen der Derwisch ihm gesagt hatte, sich
vernehmen ließen, ohne dass er jemand erblickte.

Einige sprachen:

„Wo will dieser Waghals hin? Wo will er hin? Was will
er? Lasst ihn nicht vorbei!“

Andere sprachen:

„Haltet ihn an, ergreift ihn, tötet ihn!“

Andere schrieen mit einer Donnerstimme:

„Haltet den Dieb, den Spitzbuben, den Mörder!“

Andere dagegen riefen mit spöttischem Ton:

„Nein, tut ihm kein Leid, lasst ihn gehen, das
saubere Bürschlein: Gewiss, nur für ihn ist der Käfig und der Vogel
aufbehalten.“

Ungeachtet dieser lästerlichen Stimmen stieg der Prinz
Bahman eine Zeit lang mit Standhaftigkeit und Festigkeit weiter, indem er sich
selber Mut einsprach, aber die Stimmen verdoppelten sich mit solchem Wirrwarr,
und kamen ihm so nahe, sowohl hinten als vorn, dass die Furcht sich seiner
bemächtigte: Die Füße und Knie fingen ihm an zu zittern, er schwankte, und
bald darauf, als er spürte, dass ihm die Kräfte versagten, vergaß er der
Warnung des Derwisches. Er drehte sich um, wieder hinab zu steigen und sich zu
retten, und in demselben Augenblick wurde er in einen schwarzen Stein
verwandelt. Eine Verwandlung, welche schon so viele andere vor ihm erfahren,
weil sie dieselbe Unternehmung versucht hatten, und dasselbe widerfuhr auch
seinem Ross.

Seit der Abreise des Prinzen Bahman hatte die Prinzessin
Parisade, welche das Messer mit der Scheide, das er ihr zum Kennzeichen seines
Todes oder Lebens zurückgelassen, stets an ihrem Gürtel trug, dasselbe
häufig, sogar mehrmals des Tages, hervorgezogen und befragt. Auf solche Weise
hatte sie bisher den Trost, zu sehen, dass er vollkommen gesund wäre, und sich
oft über ihn mit dem Prinzen Perwis zu unterhalten, welcher sie manchmal um
Kunde von ihm befragte.