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450. Nacht

„Herr,“ antwortete der Aufseher der Gärten,
„ich bin von Eurer Majestät und von dem Sultan, eurem Vater, glückseligen
Andenkens, mit Wohltaten überhäuft, dermaßen, dass mir nichts mehr zu
wünschen übrig bleibt, als mit der Ehre eurer Wohlgewogenheit meine Tage zu
beschließen.“

Er nahm Abschied vom Sultan Chosru-Schach, und bezog
hierauf, mit den beiden Prinzen Bahman und Perwis und der Prinzessin Parisade,
das Landhaus, welches er hatte bauen lassen.

Seine Frau war schon vor etlichen Jahren gestorben. Er
selber hatte hier mit den Kindern auch noch nicht fünf bis sechs Monate gelebt,
als er von einem so schleunigen Tod überrascht wurde, dass dieser ihm nicht
einmal Zeit ließ, ihnen ein Wort über ihre wahre Herkunft zu sagen. Was er
allerdings beschlossen hatte zu tun, um sie zu nötigen, ihr bisheriges Leben
fortzusetzen, ihrem Rang und Stand, und der Erziehung gemäß, welche er ihnen
gegeben hatte, so wie der Neigung, welche sie selber dazu antrieb.

Die Prinzen Bahman und Perwis und die Prinzessin Parisade,
welche nur den Aufseher der Gärten als ihren Vater kannten, betrauerten ihn als
solchen, und erwiesen ihm auch im Tod alle die Ehre, welche kindliche Liebe und
Dankbarkeit von ihnen forderten.

Zufrieden mit den großen Gütern, welche er ihnen
hinterlassen hatte, fuhren sie fort, beisammen in derselben Eintracht zu leben,
wie bisher, ohne dass die Prinzen den Ehrgeiz gefühlt hätten, sich am Hof zu
zeigen, um nach den höchsten ämtern und Würden zu trachten, deren Erlangung
ihnen leicht gewesen wäre.

Eines Tages, als die beiden Prinzen auf der Jagd waren und
die Prinzessin zu Hause geblieben, erschien eine andächtige, sehr bejahrte Frau
an der Türe, und bat um Einlass, um das Gebet zu verrichten, dessen Stunde
gekommen war. Man ging hin und fragte die Prinzessin um Erlaubnis. Die
Prinzessin befahl, sie einzulassen und ihr das Betzimmer zu zeigen, womit der
Aufseher der Gärten des Sultans das Landhaus wohlbedächtig versehen hatte,
weil keine Moschee in der Nachbarschaft war. Zugleich befahl sie, wenn die
fromme Frau ihre Andacht verrichtet hätte, ihr das Haus und den Garten zu
zeigen und sie darauf zu ihr zu führen.