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442. Nacht

„Diese beiden also sind es,“ sagte Schaïbar,
„die ihm immer so schlechte Anschläge eingegeben.“

Mit diesen Worten schlug er die andern Wesire zur Linken
und Rechten tot. Die sämtlich Günstlinge und Schmeichler des Sultans und
Feinde des Prinzen Achmed waren. So viel Schläge, so viel Leichen gab es, und
nur diejenigen entkamen, deren Schrecken nicht so groß war, dass er sie
regungslos gemacht und sie gehindert hätte, ihr Heil in der Flucht zu suchen.

Als das schreckliche Gemetzel geendigt war, ging Schaïbar
aus dem Versammlungssaal heraus und als er mit seiner Eisenstange auf der
Schulter mitten in den Hof gekommen war, sah er den Großwesir an, der den
Prinzen Achmed, seinen Lebensretter, begleitete und sagte:

„Ich weiß, dass es hier auch noch eine Zauberin
gibt, die eine weit ärgere Feindin des Prinzen, meines Schwagers ist, als die
unwürdigen Günstlinge, die ich soeben bestraft habe. Ich will, dass man diese
Zauberin vor mich führe.“

Der Großwesir ließ sie holen, und man brachte sie
geführt. Schaïbar schlug sie mit der Eisenstange und sagte:

„Ich will dich lehren, verderbliche Ratschläge zu
geben und die Kranke zu spielen.“ Die Zauberin blieb auf der Stelle tot.

„Aber das ist noch nicht genug,“ fügte
Schaïbar hinzu, „sondern ich werde jetzt auch noch die ganze Stadt
totschlagen, wenn sie nicht augenblicklich den Prinzen Achmed, meinen Schwager,
für den Sultan von Indien anerkennt.“

Sogleich ließen alle, die zugegen waren und diesen
Urteilsspruch vernahmen, die Luft von dem lauten Ausruf ertönten: „Es lebe
der Sultan Achmed!“

In kurzer Zeit hallte die ganze Stadt von diesem Ruf und
Ausruf wieder. Schaïbar ließ ihm das Kleid des Sultans von Indien anlegen und
setzte ihn feierlich auf den Thron, und nachdem er ihm hatte huldigen und den
Eid der Treue leisten lassen, ging er und holte seine Schwester Pari Banu,
führte sie mit großem Pomp ein, und ließ sie ebenfalls für die Sultanin von
Indien erklären.

Was den Prinzen Ali und die Prinzessin Nurunnihar
anbetrifft, die soeben bestraft worden, keinen Teil, ja nicht einmal die
geringste Kenntnis davon gehabt hatten, so wies ihnen der Prinz Achmed ein
bedeutendes Jahresgehalt nebst seiner Hauptstadt an, um darin ihre noch übrigen
Lebenstage zuzubringen. Auch schickte er einen seiner Diener an seinen älteren
Bruder, den Prinzen Hussain, ab, um ihm die eingetretene Veränderung anzuzeigen
und ihm das Anerbieten zu machen, er möge sich im ganzen Reich irgend eine
Provinz nach Belieben auswählen, um sie als sein Eigentum in Besitz zu nehmen.
Doch der Prinz Hussain fühlte sich in seiner Einsamkeit so glücklich, dass er
den Abgesandten auftrug, seinem jüngeren Bruder, dem Sultan, in seinem Namen
herzlich für die Gefälligkeit zu danken, die er ihm zugedacht, ihn seiner
Unterwürfigkeit zu versichern und ihm anzuzeigen, dass er sich die einzige
Gnade ausbäte, ihm zu erlauben, dass er hinfort in seiner selbst gewählten
Zurückgezogenheit verbleiben könne.