Project Description

429. Nacht

Der Prinz Hussain war auch noch Zuschauer eines
feierlichen Festes, das alle Jahre am Hof von Bisnagar begangen wird, und bei
welchem die Statthalter der Provinzen, die Befehlshaber der festen Plätze, die
Vorsteher und Richter der einzelnen Städte, und die durch ihre Gelehrsamkeit
berühmtesten Brahmanen sich einfinden müssen. Einige derselben kommen so weit
her, dass sie zu ihrer Reise dahin nicht weniger als vier Monate brauchen. Die
Versammlung, die aus einer unzähligen Menge von Indern besteht, kommt in einer
ungeheueren Ebene zusammen, wo sie, so weit das Auge reicht, einen
überraschenden Anblick gewährt. In der Mitte dieser Ebene befand sich ein sehr
langer und breiter Platz, der auf der einen Seite durch ein prächtiges Gebäude
in Form eines Gerüstes begrenzt war, welches neun Stockwerke hatte, von vierzig
Säulen getragen wurde und für den König, für den Hof und für die Fremden,
die er wöchentlich einmal vor sich ließ, bestimmt war. Im Innern war es
prächtig geschmückt und möbliert, und von außen mit Landschaften bemalt,
worin man alle Arten von Tieren, Vögeln, Insekten und selbst von Fliegen und
Mücken ganz nach der Natur gekleidet sah. Die drei übrigen Seiten des Platzes
waren von andern Gerüsten eingefasst, die wenigstens vier bis fünf Stockwerke
hatten, und deren eines beinahe so wie das andere gemalt war. Diese Gerüste
hatten das Eigentümliche, dass man sie von Zeit zu Zeit herumdrehen, und
dadurch ihr Ansehen und ihre Verzierungen verändern konnte.

Auf beiden Seiten des Platzes waren in geringen
Entfernungen voneinander tausend Elefanten in den kostbarsten Harnischen
aufgestellt, deren jeder einen viereckigen Turm aus vergoldetem Holz trug, worin
sich Tonspieler oder Tänzer befanden. Der Rüssel, die Ohren und der übrige
Körper dieser Elefanten waren mit Zinnober und anderen Farben bemalt, welche
die seltsamsten Gestalten vorstellten.

Bei diesem ganzen Schauspiel flößte dem Prinzen nichts
so hohe Bewunderung für die Betriebsamkeit, Geschicklichkeit und den
Erfindungsgeist der Inder ein, als ein sehr großer und mächtiger Elefant, der
mit seinen vier Füßen oben auf einem senkrecht aufgerichteten, zwei Fuß hohen
Ständer stand, und mit seinem Rüssel nach dem Takt der Musik in der Luft herum
focht. Eben so bewunderte er einen andern nicht minder gewaltigen Elefanten, der
auf dem einen Ende eines Balkens stand, der quer über einen zehn Fuß hohen
Ständer gelegt und an dessen anderem Ende ein ungeheurer Stein als Gegengewicht
befestigt war, so dass er vermittelst desselben bald höher, bald tiefer vor dem
König und dem ganzen Hof durch die Bewegungen seines Körpers und Rüssels,
gleich dem vorigen Elefanten, den Takt der Musik angab. Die Inder hatten
nämlich, so wie sie den Stein als Gegengewicht angebunden, das
gegenüberstehende Ende zur Erde herab gebogen, und den Elefanten hinauf treten
lassen.