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387. Nacht

Ali Kodjah suchte sich ein Gefäß aus, das geräumig
genug war, darin legte er die tausend Goldstücke und oben darüber Oliven.
Nachdem er das Gefäß oben gut verschlossen hatte, brachte er es zu einem
Kaufmann, der sein guter Freund war, und sagte zu diesem: „Bruder, du
weißt, dass ich binnen wenigen Tagen mit der Karawane die Wallfahrt nach Mekka
antrete. Ich bitte dich nun um die Gefälligkeit, dieses Olivengefäß in
Verwahrung zu nehmen, und es mir bis zu meiner Wiederkunft aufzuheben.“

Der Kaufmann sagte zu ihm sehr höflich: „Da hast du
den Schlüssel zu meinem Speicher. Trage dein Gefäß selber dahin und setze es,
wohin es dir gefällt, ich verspreche dir, du wirst es da unversehrt
wieder finden.“

Als Der Tag des Abgangs der Karawane von Bagdad
herangekommen war, schloss sich Ali Kodjah mit einem Kamel, das er mit
auserlesenen Waren bepackt hatte, und das ihm zugleich zum Reiten diente, an
dieselbe an, und gelangte so glücklich bis nach Mekka. Er besuchte dort nebst
anderen Wallfahrern jenen berühmten Tempel, der alljährlich von so vielen
Muselmännern aus allen Nationen besucht wird, welche, um die von der Religion
ihnen vorgeschriebenen Zeremonien zu erfüllen, von allen Enden der Erde dort
anlangen. Als er seine Pflichten als Wallfahrer erfüllt hatte, stellte er seine
mitgebrachten Waren aus, um sie zu verkaufen und umzutauschen.

Zwei Kaufleute, welche vorübergingen und die Waren Alis
erblickten, fanden dieselben so schön, dass sie stehen blieben, und sie in
Augenschein nahmen, obwohl sie derselben nicht benötigten. Als sie ihre
Neugierde befriedigt hatten, sagte der eine zu dem anderen lächelnd im
Weggehen: „Wenn dieser Kaufmann wüsste, welchen Gewinn er in Kairo mit
diesen Waren machen könnte, so würde er sie dahin führen, anstatt sie hier zu
verkaufen, wo sie so wenig gelten.“

Ali hörte diese Worte, und da er schon unzählige Mal von
ägypten reden gehört hatte, so beschloss er auf der Stelle, die Gelegenheit
wahrzunehmen und dahin abzureisen. Nachdem er daher seine Waren wieder
eingepackt hatte, nahm er, anstatt nach Bagdad zurückzukehren, seinen Weg nach
ägypten, indem er sich an die Karawane von Kairo anschloss. Als er in Kairo
angelangt war, hatte er eben nicht Ursache, seinen gefassten Entschluss zu
bereuen. Sondern er fand da so gut seine Rechnung, dass er binnen wenigen Tagen
alle seine Waren verkauft hatte, und zwar mit einem weit größeren Vorteil, als
er gehofft hatte. Er kaufte nun andere Waren dafür ein, um mit diesen sodann
nach Damask zu gehen. Während er nun um der besseren Bequemlichkeit willen auf
den Abgang einer Karawane wartete, die in sechs Wochen dahin aufbrechen sollte,
so begnügte er sich nicht bloß, alles Sehenswerte in Kairo zu besichtigen,
sondern er machte sich sogar nach den Pyramiden auf, fuhr den Nil eine ziemliche
Strecke hinauf, und besah die berühmtesten Städte, die an den Ufern dieses
Stromes lagen.