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36. Nacht

Gegen das Ende der folgenden Nacht sprach
Dinarsade zu der Sultanin:

„Meine Schwester, ich habe die größte
Ungeduld, die Geschichte dieser schönen Mädchen zu hören, und wer an ihre
Türe klopfte.“

„Du sollst es erfahren,“ antwortete
Scheherasade; „ich versichere dir, dass, was ich dir jetzt erzählen werde,
der Aufmerksamkeit des Sultans, meines Herrn, nicht unwürdig ist. Sobald die
Frauen,“ fuhr sie fort, „an die Türe klopfen hörten, standen alle
drei zugleich auf, um hinzugehen und zu öffnen; aber Safie, der dieses
Geschäft eigentlich zustand, war die hurtigste. Die beiden andern Frauen, als
sie sich zuvorgekommen sahen, bleiben stehen, und warteten, bis sie
zurückkäme, ihnen zu melden, wer noch so spät etwas bei ihnen zu tun haben
könnte.

Safie kam wieder: „Meine
Schwestern,“ sagte sie, „es biete sich eine schöne Gelegenheit dar,
einen guten Teil der Nacht recht angenehm zuzubringen, und wenn ihr nun
derselben Meinung seid, so lassen wir sie nicht entschlüpfen. Es stehen vor
unserer Tür drei Kalender; wenigstens erscheinen sie mir so nach ihrer
Kleidung: Aber was euch ohne Zweifel verwundern wird, sie sind alle drei blind
auf dem rechten Auge, und haben den Kopf, den Bart und die Augenbrauen
geschoren. Sie kommen, wie sie sagen, augenblicklich erst in Bagdad an, wo sie
nie zuvor gewesen sind; und weil es Nacht ist, und sie kein Unterkommen wissen,
so haben sie zufällig an unsere Türe geklopft, und bitten uns, um
Gotteswillen, die Barmherzigkeit zu haben und sie aufzunehmen. Es ist ihnen ganz
gleichgültig, welchen Ort wir ihnen einräumen wollen, wenn sie nur unter Dach
und Fach sind, sie wollen sich mit einem Stall begnügen. Sie sind jung und
ziemlich wohl gebildet, sie scheinen sogar viel Geist zu haben: Aber ich kann
nicht ohne zu lachen an ihre närrische und gleichförmige Gestalt denken.“

An dieser Stelle unterbrach Safie sich
selber, und fing so herzlich an zu lachen, dass die beiden andern Schwestern und
der Träger sich nicht enthalten konnten, mit zu lachen.

„Meine lieben Schwestern,“ fuhr sie
fort, „wollt ihr auch, das wir sie eintreten lassen? Es ist unmöglich,
dass wir mit solchen Leuten, wie ich sie euch geschildert habe, nicht den Tag
noch besser beschließen sollten, als wir ihn angefangen haben. Sie werden uns
sehr belustigen und uns nicht zu Last sein, weil sie von uns nur ein Obdach für
diese Nacht verlangen, und ihre Absicht ist, uns zu verlassen, sobald es Tag
wird.“

Sobe