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33. Nacht

Dinarsade erwachte vor Tage, und sprach also
zu der Sultanin:

„Meine Schwester, ich bitte dich, die
gestern angefangene Geschichte fortzusetzen.“

Scheherasade erzählte sogleich
folgendermaßen weiter:

„Während die junge Frau und der
Lastträger warteten, dass die Türe des Hauses geöffnet würde, stellte dieser
mancherlei Betrachtungen an. Er war verwundert, dass eine so wohl gebildete Frau,
als diese da, das Geschäft des Einkaufs besorgte; denn er erkannte wohl, dass
sie keine Sklavin war: ihr Wesen schien ihm zu edel, als dass er sie nicht für
eine Freigeborene, ja selbst für eine vornehme Frau halten sollte. Er hätte
ihr gern einige Fragen gestellt, um ihren Stand zu erfahren; aber indem er sich
anschickte, sie anzureden, erschien eine andere Frau, welche die Türe zu
öffnen kam, so schön, dass er ganz erstaunt darüber war, oder vielmehr er
wurde von dem Glanz ihrer Reize so geblendet, dass er beinahe seinen Korb samt
allem, was darin war, hätte fallen lassen, so brachte dieser Anblick ihn außer
sich. Er hatte niemals eine Schönheit gesehen, welche mit derjenigen zu
vergleichen war, die hier vor seinen Augen stand.

Wie sich der Dichter hierüber ausdrückt:

„Wann sie lacht, so werden eingereihte
Perlen sichtbar, oder Hagelkörner, oder Ackant.

Ihr Haar verbreitet sich gleich einer
finstern Nacht über eine Stirn, welche den Glanz des hellen Tages
beschämt.“

Die Frau, welche den Träger mitgebracht
hatte. Bemerkte die Verwirrung, welche in seiner Seele vorging, und auch die
Ursache derselben. Diese Entdeckung belustigte sie, und es machte ihr so viel
Vergnügen, die Haltung des Trägers zu beobachten, dass sie ganz vergaß, dass
die Türe offen war. „Tritt doch ein, meine Schwester,“ sagte ihr die
schöne Pförtnerin, „was wartest du? Siehst du nicht, dass dieser arme
Mensch so belastet ist, dass er nicht mehr kann?“

Als sie mit dem Träger eingetreten war,
schloss die Frau, welche die Türe geöffnet hatte, sie wieder zu; und alle drei
gingen durch eine schöne Vorhalle, in einen geräumigen Hof, der von einer
offenen Galerie umgeben war, welche unmittelbar in mehrere Zimmer von der
äußersten Pracht führte. Im Hintergrunde dieses Hofes stand ein reich
verziertes Sofa, in dessen Mitte ein Thron aus Ambra, gestützt von vier Säulen
aus Ebenholz, geschmückt mit Diamanten und Perlen von außerordentlicher
Größe, und bedeckt mit rotem Gold gestickten Atlas aus Indien, von
bewunderungswürdiger Arbeit. In der Mitte des Hofes war ein großes, von
weißem Marmor eingefasstes Becken, voll des klarsten Wassers, welches in Fülle
dem Maule eines Löwen von vergoldetem Erze entströmte.

So beladen der Träger war, so konnte er sich
doch nicht enthalten, die Pracht dieses Hauses und die Reinlichkeit, welche
überall darin herrschte, zu bewundern. Aber was am meisten seine Aufmerksamkeit
auf sich zog, war eine dritte Frau, die ihm noch schöner erschien, als die
zweite, und die auf dem Throne saß, von welchem ich erzählt habe. Sie stieg
herab, sobald sie die beiden andern Frauen erblickte, und kam ihnen entgegen.

Aus der Ehrerbietung, welche die andern
beiden dieser hier bezeigten, schloss der Träger, dass sie die vornehmste
wäre; und er täuschte sich nicht. Diese Frau nannte sich Sobe