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306. Nacht

Nach diesen Worten schloss Abu Hassan wieder die Augen und
blieb ganz in sich gekehrt und in der größten Verwirrung des Geistes. Einen
Augenblick nachher schlug er sie wieder auf, und warf sie links und rechts auf
alle die Gegenstände, die sich seinem Blick darboten. „Großer
Gott!“, rief er noch einmal, obwohl mit geringerem Erstaunen und lächelnd
aus. „Ich übergebe mich ganz in die Hände deiner Vorsehung, beschütze
mich vor den Anfechtungen des Satans!“ Dann schloss er wieder die Augen und
fuhr fort: „Ich weiß schon, was ich tun werde. Ich will schlafen, bis der
Satan mich verlässt und wieder dahin fährt, woher er gekommen ist, und sollte
ich auch bis zum Mittag so liegen bleiben müssen.“

Man ließ ihm indessen nicht Zeit, um, wie er es sich
vorgenommen, wieder einzuschlafen. Herzensnahrung, so hieß nämlich eine von
den Frauen, die er schon das erste Mal gesehen hatte, näherte sich ihm und
sagte zu ihm ehrfurchtsvoll: „Beherrscher der Gläubigen, ich bitte Euer
Majestät um Verzeihung, dass ich mir die Freiheit nehme, euch zu erinnern, dass
ihr doch ja nicht wieder einschlafen, sondern wo möglich erwachen und aufstehen
möchtet, weil der Tag schon anzubrechen beginnt.“ – „Hebe dich weg,
Satan!“, erwiderte Abu Hassan, als er diese Stimme vernahm. Dann sah er das
Mädchen an und sagte: „Nennst du mich Beherrscher der Gläubigen? Du
verkennst mich gewiss.“

„Ich gebe Euer Majestät,“ antwortete das
Mädchen, „diesen Titel, der euch gehört, als dem erhabenen Gebieter aller
Muslimen, dessen niedrigste Sklavin ich bin und mit dem ich zu reden mich
unterstehe. Euer Majestät will sich vielleicht einen Scherz machen,“
fügte sie hinzu, „und sich stellen, als vergäße sie sich selber. Wofern
es nicht etwa die Folge irgend eines bösen Traumes ist. Allein, wenn ihr nur
die Augen öffnen wollt, werden die Wolken, die eure Einbildungskraft vielleicht
trüben, verschwinden, und ihr werdet sehen, dass ihr in eurem Palast, und von
euren Dienern und Sklaven umgeben seid, die bereit sind, euch die gewöhnlichen
Dienste zu erzeigen. übrigens darf Euer Majestät sich nicht darüber wundern,
dass sie sich in diesem Saal und nicht in ihrem Bett befindet. Ihr schlieft
nämlich gestern so plötzlich ein, dass wir euch nicht erst wecken und in euer
Schlafgemach bringen wollten, sondern wir begnügten uns damit, euch ganz bequem
auf dieses Sofa hinzulegen.“

Das Mädchen sagte Abu Hassan noch vieles andere, das ihm
wahrscheinlich vorkam, so dass er sich endlich aufsetzte. Er schlug die Augen
auf, und erkannte sowohl sie, die sprechende, als auch die schöne Perlenstrauß
und alle die andern Schönen, die er bereits gesehen hatte. Nun näherten sie
sich ihm sämtlich, und die schöne Herzensnahrung nahm wieder das Wort und
sagte: „Beherrscher der Gläubigen und Stellvertreter des Propheten auf
Erden! Euer Majestät wird es nicht ungnädig aufnehmen, wenn wir euch
aufmerksam machen, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Schon bricht der Tag
an.“

„Was seid ihr doch für wunderliche und zudringliche
Leute,“ erwiderte Abu Hassan, indem er sich die Augen rieb, „ich bin
nicht der Beherrscher der Gläubigen, ich bin Abu Hassan, ich weiß es recht
gut, und ihr werdet mir nie das Gegenteil einreden.“ – „Wir kennen den
Abu Hassan gar nicht, von welchem Euer Majestät redet,“ antwortete
Herzensnahrung, „wir wollen ihn auch gar nicht erst kennen lernen. Wir
erkennen Euer Majestät für den Beherrscher der Gläubigen, und ihr werdet uns
niemals überreden können, dass ihr es nicht seid.“

Abu Hassan warf seine Augen nach allen Seiten hin, und war
ganz entzückt, sich in demselben Saal wieder zu sehen, worin er sich früher
bereits befunden hatte. Aber er schrieb dies alles wieder einem Traum zu, wie
der war, den er schon früher gehabt, und dessen schlimme Folgen er fürchtete.
„Gott sei mir gnädig!“, rief er mit emporgehobenen Augen und Händen
aus, gleich einem Menschen, der nicht weiß, wo er ist. „Ich gebe mich ganz
in deine Hand! Nach dem allen, was ich das sehe, kann ich nicht mehr daran
zweifeln, dass der Teufel, der in mein Gemach gedrungen ist, mich besitzt und
meine Phantasie mit diesen Traumgesichten beunruhigt.“ Der Kalif, der ihn
betrachtete und alle seine Ausrufe hörte, fing so herzlich an zu lachen, dass
er Mühe hatte, den lauten Ausbruch desselben zu unterdrücken.

Abu Hassan hatte sich indessen wieder gelegt und die Augen
geschlossen. Sogleich sagte Herzensnahrung zu ihm: „Beherrscher der
Gläubigen! Da Euer Majestät, obwohl wir, unserer Pflicht gemäß, sie
benachrichtigt haben, dass es Tag ist, noch nicht aufsteht, und da es durchaus
nötig ist, dass ihr den Regierungsgeschäften obliegt, so werden wir uns der
Erlaubnis bedienen, die ihr uns für Fälle der Art erteilt habt.“ Zugleich
fasste sie ihn bei dem einen Arm, und rief die andern Mädchen herbei, die ihn
aus dem Bette heben halfen und ihn, so zu sagen, bis in die Mitte des Saales
trugen, wo sie ihn dann hinsetzten. Hierauf fassten sie sich bei den Händen,
und tanzten und hüpften um ihn herum, beim Klang aller Instrumente und
Handtrommeln, die man über seinem Kopf und vor seinen Ohren erschallen ließ.

Abu Hassan befand sich in einer unbeschreiblichen
Verlegenheit. „Sollte ich wirklich Kalif und Beherrscher der Gläubigen
sein?“, sagte er bei sich selbst. Endlich wollte er in der Ungewissheit,
worin er sich befand, etwas sprechen. Allein der laute Schall aller der
Instrumente hinderte ihn, sich verständlich zu machen. Er gab also den Schönen
Perlenstrauß und Morgenstern, die um ihn herum tanzend sich bei den Händen
gefasst hielten , einen Wink, dass er sprechen wollte. Sogleich ließen sie den
Tanz und das Spiel der Instrument einstellen, und näherten sich ihm.
„Lügt ja nicht,“ sagte er ganz offen zu ihnen, „und sagt mir die
Wahrheit, wer ich eigentlich bin.“

„Beherrscher der Gläubigen,“ erwiderte die
schöne Morgenstern, „Euer Majestät will uns gewiss durch diese Frage
bloß überraschen, als ob ihr nicht selber wüsstet, dass ihr der Beherrscher
der Gläubigen seid, und der irdische Stellvertreter des Propheten Gottes, des
Herrn beider Welten, sowohl der diesseitigen, worin wir leben, als auch der
jenseitigen nach dem Tode. Wo nicht, so muss ein ganz besonderer Traum euch
haben vergessen lassen, was ihr seid. Es kann dies vielleicht nicht ganz ohne
Grund sein, wenn man bedenkt, dass Euer Majestät diese Nacht länger, als
gewöhnlich, geschlafen hat. Gleichwohl, wenn ihr es mir erlauben wollte, so
werde ich euch an alles erinnern, was ihr gestern den ganzen Tag getan
habt.“ Sie erzählte ihm nun seinen Gang in die Ratsversammlung, die
Bestrafung des Imams und der vier Greise durch den Polizeirichter, die Schenkung
von tausend Goldstücken, welche durch den Großwesir der Mutter eines gewissen
Abu Hassan überbracht worden, ferner, was im Innern des Palastes vorgegangen,
und bei den drei Mahlzeiten, die ihm in den drei Sälen vorgesetzt worden, bis
zuletzt. „In diesem Saal,“ fuhr sie fort, „war es, wo Euer
Majestät uns an ihrer Seite bei Tafel Platz nehmen ließ, und uns die Ehre
erwies, unsern Gesang anzuhören und aus unsern Händen Wein anzunehmen, bis
Euer Majestät auf die von meiner Vorgängerin erzählte Art einschlief. Seitdem
habt ihr wider eure Gewohnheit ununterbrochen in einem tiefen Schlaf gelegen,
bis diesen Augenblick, wo es schon Tag ist. Perlenstrauß nebst allen übrigen
Sklavinnen und Dienern, die hier zugegen sind, werden dies bestätigen. Möge
daher Euer Majestät sich in den Stand setzen, das Gebet zu verrichten, denn es
ist bereits Zeit dazu.“

„Gut, gut,“ erwiderte Abu Hassan, indem er den
Kopf schüttelte, „ihr würdet mich es zuletzt wohl noch überreden, wenn
ich euch anhören wollte. Was mich indessen betrifft, so sage ich euch, dass ihr
Thörinnen seid und euren Verstand verloren habt, was freilich sehr schade ist,
da ihr so hübsche Mädchen seid. Ihr müsst wissen, dass ich, seitdem ich euch
nicht gesehen, zu Hause gewesen bin, meine Mutter daselbst schlecht behandelt
habe, darauf ins Narrenhaus geführt worden und darin wider meinen Willen
länger als drei Wochen geblieben bin, während welcher der Aufseher des Hauses
nicht unterlassen hat, mir täglich eine Tracht von fünfzig Hieben mit dem
Ochsenziemer geben zu lassen. Und ihr meint dennoch, dass dies alles nur ein
Traum gewesen sei? Ihr spottet meiner bloß.“

„Beherrscher der Gläubigen,“ antwortete
Morgenstern, „wir alle, so viel unser hier sind, erbieten uns, bei allem,
was euch irgend teuer ist, zu schwören, dass alles, was Euer Majestät
erzählt, bloß ein Traum ist. Seit gestern seid ihr nicht aus diesem Saale
gekommen und ihr habt die ganze Nacht bis diesen Augenblick ohne Unterlass
geschlafen.“

Die Zuversichtlichkeit, womit das Mädchen beteuerte, dass
alles, was sie ihm sagte, wahr wäre, und dass er gar nicht aus dem Saale
herausgekommen, versetzte ihn nochmals in einen solchen Zustand, dass er nicht
wusste, was er von sich und von dem, was er sah, glauben sollte. Er blieb eine
Weile in Gedanken versenkt. „Oh Himmel,“ sagte er bei sich selbst,
„bin ich Abu Hassan? Bin ich Beherrscher der Gläubigen? Allmächtiger
Gott, kläre meinen Verstand auf, lass mich die Wahrheit erkennen, damit ich
weiß, woran ich mich halten soll.“ Er entblößte hierauf seine Schultern,
die von den empfangenen Schlägen noch ganz braun und blau waren, zeigte sie den
Mädchen, und sagte: „Da seht und urteilt, ob solche Wunden einem im Traum
oder im Schlaf kommen können. Ich meinerseits kann euch versichern, dass sie
nur zu wirklich sind, und der Schmerz, den ich noch jetzt davon empfinde, ist
mir ein sicherer bürge, der mich nicht daran zweifeln lässt. Wenn dies dennoch
mir im Schlaf begegnet sein solle, so wäre das die seltsamste und
erstaunenswürdigste Sache von der Welt, und ich gestehe es, das übersteigt
meine Begriffe.“

In der Ungewissheit, worin sich Abu Hassan hinsichtlich
seines Zustandes befand, rief er einen von den Dienern des Kalifen, die gerade
in seiner Nähe standen, herbei, und sagte zu ihm: „Komm her und beiße
mich ins Ohrläppchen, damit ich daraus abnehmen kann, ob ich schlafe oder
wache.“ Der Diener näherte sich, fasste das Ohrläppchen mit den Zähnen,
und kniff ihn so stark, dass Abu Hassan laut aufschrie.

Bei diesem Schrei spielen auf einmal wieder alle
Instrumente, und die Mädchen und Diener des Hofes fingen an, um Abu Hassan
herum so rauschend zu tanzen, zu singen und zu hüpfen, dass er in eine Art von
Entzückung erriet, die ihn zu tausend Torheiten verleitete. Er fing an zu
singen, wie die andern. Er riss sich das Kalifenkleid ab, das man ihm angelegt
hatte, warf die Mütze zu Boden, die er auf dem Kopf hatte, und im bloßen Hemd
und in Unterbeinkleidern sprang er ungestüm auf, warf sich zwischen zwei
Mädchen, die er bei den Händen fasste, und fing an, mit einem so lebhaften
Gebärdenspiel und mit so lustigen und possenhaften Verdrehungen des Leibes zu
tanzen und zu springen, dass der Kalif an dem Ort, wo er sich befand, sich nicht
mehr halten konnte. Die plötzliche Lustigkeit Abu Hassans brachte ihn zu einem
so lauten Lachen, dass er ganz außer sich erriet, und den Klang der Instrumente
und der Handtrommeln weit übertönte. Es dauerte lange, ehe er wieder zu sich
kommen konnte, und es fehlte nicht viel, so hätte er Beschwerde davon
empfunden. Endlich ermannte er sich, öffnete das Gitterfenster, streckte den
Kopf hervor, und rief noch immerfort lachend: „Abu Hassan, Abu Hassan,
willst du denn, dass ich vor Lachen sterben soll?“

Auf diesen Ruf des Kalifen schwieg alles, und der Lärm
hörte auf. Abu Hassan blieb gleich den übrigen stehen, und wandte sein Gesicht
nach der Seite hin, wo die Stimme herkam. Er erkannte in dem Kalifen den
Kaufmann von Mussul. Dies brachte ihn indessen nicht aus der Fassung. Im
Gegenteil sah er jetzt ein, dass er wach sei und dass alles, was ihm begegnet
war, kein Traum, sondern Wirklichkeit war. Er ging also auf den Scherz des
Kalifen ein, sah ihn dreist an und rief: „Ah, da bist du ja wieder, mein
guter Kaufmann von Mussul! Wie? Du beklagst dich, dass du wegen meiner dich zu
Tode lachen müsstest, du, der du allein schuld bist an der schlechten
Behandlung, die ich meiner Mutter angetan, und an jener, die ich während meines
langen Aufenthalts im Narrenhaus erfahren, du, der den Imam der Moschee meines
Stadtviertels und die vier Scheichs, meine Nachbarn, so sehr hat misshandeln
lassen, – denn ich bin es nicht gewesen, sondern ich wasche meine Hände in
Unschuld, – der du ferner mir so viele Leiden der Seele und so viele widrige
Zufälle verursacht hast? Mit einem Wort, bist du nicht der angreifende Teil und
ich der beleidigte?“

„Du hast Recht, Abu Hassan,“ antwortete der
Kalif unter fortwährendem Lachen, „aber um dich für alle deine Leiden zu
trösten und zu entschädigen, bin ich bereit, und nehme Gott dabei zum Zeugen,
dass ich dir ganz nach deinem Belieben jede Genugtuung geben will, die du nur
irgend verlangen kannst.“

Der Kalif stieg nach diesen Worten aus dem Kabinett herab,
und trat in den Saal. Hierauf ließ er eines seiner schönsten Kleider bringen
und befahl den Mädchen, die Dienste von Kammerdienern zu verrichten und dies
Kleid Abu Hassan anzuziehen. Als sie ihn angekleidet hatten, umarmte ihn der
Kalif, und sagte zu ihm: „Du bist mein Bruder. Verlange von mir alles, was
dir nur irgend Vergnügen machen kann, ich werde dir es gewähren.“

„Beherrscher der Gläubigen,“ erwiderte Abu
Hassan, „ich bitte Euer Majestät um die Gnade, mir mitzuteilen, was ihr
getan habt, um mir meinen Kopf so zu verwirren, und welches eure Absicht dabei
gewesen ist. Daran liegt mir gegenwärtig mehr, als an allen anderem, um meinen
Verstand wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen.“

Der Kalif war so gütig, ihm dies zu gewähren. „Zuerst
musst du nur wissen,“ begann der Kalif, „dass ich mich sehr oft
verkleide, besonders während der Nachtzeit, um persönlich nachzusehen, ob auch
wohl in der Stadt Bagdad alles in bester Ordnung ist. Da ich ferner auch gern
wissen möchte, was in der Umgegend vorgeht, so habe ich mir einen Tag
festgesetzt, und zwar den Ersten eines jeden Monats, um außer der Stadt, bald
auf dieser, bald auf jener Seite, die Runde zu machen, und ich kehre dann jedes
mal über die Brücke zurück. An dem Abend, wo durch mich zur Abendmahlzeit in
dein Haus einludest, kam ich gerade von einem solchen Spaziergang zurück. In
unserer Unterhaltung äußertest du, dein einziger Wunsch wäre, bloß auf
vierundzwanzig Stunden einmal Kalif und Beherrscher der Gläubigen zu sein, um
den Imam der Moschee deines Stadtviertels und die vier Scheichs, seine Ratgeber,
zur Vernunft bringen zu können. Dein Wunsch schien mir sehr dazu geeignet, mir
eine angenehme Belustigung zu verschaffen, und mir fiel sogleich ein Mittel ein,
dir ihn zu erfüllen. Ich hatte etwas von dem Pulver bei mir, das einen in dem
Augenblick, wo man es eingenommen, sogleich in einen festen Schlaf versenkt, von
welchem man erst nach Ablauf einer gewissen Frist wieder erwacht. Ich warf, ohne
dass du es bemerktest, etwas davon in die letzte Schale Wein, die ich dir
überreichte, und du trankst es. Augenblicklich befiel dich der Schlaf, und ich
ließ dich durch meinen Sklaven aufheben, und nach meinem Palast tragen, indem
ich beim Weggehen die Türe deines Gemachs offen ließ. Ich darf dir wohl nicht
erst sagen, was in meinem Palast, bei deinem Erwachen, und den ganzen Tag
hindurch, mit dir vorging, bis am Abend, nach vollendeter Mahlzeit, eine meiner
Sklavinnen, die dir aufwartete, auf meinen Befehl wieder etwas von dem Pulver in
das letzte Glas, das sie dir reichte, hineinwarf, und du es trankst. Sogleich
fielst du in einen tiefen Schlaf, und ich ließ dich durch denselben Sklaven,
der dich hergetragen hatte, wieder in deine Wohnung zurücktragen, mit dem
Befehl, dass er beim Weggehen die Türe deines Zimmers offen lassen möchte. Was
dir den Tag darauf und die folgenden Tage begegnet ist, hast du mir selber
erzählt. Ich hatte nicht gedacht, dass du so viel deshalb leiden würdest, als
du bei dieser Gelegenheit wirklich gelitten hast. Allein, wie ich dir bereits
mein Wort darauf gegeben habe, ich werde alles mögliche tun, um dich zu
trösten, und dich alle Leiden vergessen zu lassen. überlege nun wohl, wodurch
ich dir irgend eine Freude machen kann, und verlange dreist, was du dir
wünschst.

„Beherrscher der Gläubigen,“ antwortete Abu
Hassan, „wie groß auch immer die Leiden gewesen sein mögen, die ich
ausgestanden, so sind sie doch in dem Augenblick aus meinem Gedächtnis
vertilgt, wo ich erfahre, dass sie mir von Seiten meines erhabenen Herrn und
Gebieters veranlasst sind. Was übrigens das großmütige und gütige Anerbieten
Euer Majestät anbetrifft, so zweifle ich nicht im mindesten an der
Unwiderruflichkeit eures Wortes. Allein, da der Eigennutz nie über mich irgend
eine Gewalt gehabt hat, so wage ich, da ihr mir diese Freiheit gestattet, bloß
um die Gnade zu bitten, dass ich stets Zutritt zu eurer Person haben, und mein
ganzes Leben hindurch Bewunderer eurer Größe sein darf.“