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234. Nacht

„Herr, das edelmütige Anerbieten des Königs der
Ebenholzinsel, seine einzige Tochter der Prinzessin Badur zur Gattin zu geben
und ihr zugleich sein Reich zu überlassen, setzten diese in eine unerwartete
Verlegenheit. Sie konnte die Heirat nicht annehmen, da sie selber eine Frau war.
Jedoch wagte sie nicht, zu entdecken, dass sie nicht der Prinz Kamaralsaman,
sondern seine Gattin wäre, denn es schien unziemlich für eine Prinzessin, wie
sie, den König zu enttäuschen, nachdem sie ihm versichert hatte, dass sie
selber dieser Prinz wäre, und bisher seine Rolle so gut behauptet hatte. Von
der andern Seite konnte sie es auch nicht füglich ausschlagen, denn, bei dem
großen Eifer, mit welchem der König diese Vermählung betrieb, fürchtete sie
mit Recht, sein Wohlwollen möchte sich in Hass und Abscheu verwandeln, und er
ihr sogar nach dem Leben trachten. überdies wusste sie nicht, ob sie auch den
Prinzen Kamaralsaman bei seinem Vater, dem König Schachsaman, antreffen würde.

Diese Betrachtungen und das Verlagen, für den Prinzen,
ihren Gemahl, ein Königreich zu erwerben, falls sie ihn wieder fände,
bestimmten die Prinzessin, den Heiratsantrag des Königs Armanos anzunehmen.
Nachdem sie also einige Augenblicke geschwiegen hatte, antwortete sie errötend:
„Herr, ich bin Euer Majestät unendlich verpflichtet für die gute Meinung
von mir, für die mir erbotene Ehre, und für eine so große Gunst, die ich
nicht verdiene, und nicht auszuschlagen wage. Aber ich nehme diese hohe
Verbindung nur an, unter dem Versprechen Euer Majestät, mir mit eurem Rat
beizustehen, und ich werde nichts tun, was ihr nicht zuvor gebilligt habt.“

Nachdem die Heirat auf solche Weise geschlossen und
bestimmt war, wurde die Feier derselben auf den folgenden Tag angesetzt. Die
Prinzessin Badur benutzte diese Zeit, um ihre Bedienten, die sie auch
fortwährend für den Prinzen Kamaralsaman hielten, von dem zu unterrichten, was
geschehen würde, damit sie sich nicht verwunderten. Sie versicherte sie, dass
die Prinzessin Badur ihre Einwilligung dazu gegeben hätte. Sie sprach ebenfalls
mit ihren Frauen davon, und gebot ihnen, auch fernerhin das Geheimnis zu
bewahren.

Der König der Ebenholzinsel, voll Freuden, einen so
erwünschten Schwiegersohn erworben zu haben, versammelte am folgenden Morgen
seinen Rat, und erklärte, dass er die Prinzessin, seine Tochter, dem Prinzen
Kamaralsaman, den er hereingeführt und neben sich gesetzt hatte, zur Gemahlin
gäbe, und dass er ihm seine Krone abtrete, und forderte alle auf, ihn als ihren
König anzuerkennen und ihm die Huldigung zu leisten. Zum Schluss stieg er vom
Thron, und ließ die Prinzessin Badur hinaufsteigen. Nachdem sie seine Stelle
eingenommen hatte, empfing die Prinzessin den Eid der Treue und die Huldigung
der mächtigsten Herren der Ebenholzinsel, die alle gegenwärtig waren.

Nach der Ratsversammlung wurde der neue König feierlich
durch die ganze Stadt ausgerufen. mehrtägige Freudenfeste wurden angesagt, und
Eilboten durch das ganze Reich gesandt, um überall dieselben Feierlichkeiten
und Freudenbezeugungen anzuordnen.

Am Abend war der ganze Palast in festlicher Freude, und
die Prinzessin Ha