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184. Nacht

Als die Gerichtsdiener meinen Bruder vor den
Polizeirichter geführt hatten, sprach dieser zu ihm: „Ich frage dich, wo
du alle die Möbel her hast, die du gestern in deine Wohnung tragen
ließest?“ – „Herr,“ erwiderte Annaschar, „ich bin bereit,
euch die Wahrheit zu sagen.“ Hierauf erzählte ihm mein Bruder ohne Hehl
alles, was ihm begegnet war. In Hinsicht auf das, was er hatte in seine Wohnung
tragen lassen, bat er den Richter, ihm wenigstens einen Teil zur Entschädigung
für die ihm entwendeten fünfhundert Goldstücke zu lassen.

Der Richter schickte, ohne meinem Bruder das mindeste zu versprechen, einige von
seinen Leuten nach dessen Wohnung, um alles, was da war, in Beschlag zu nehmen,
und als man ihm gemeldet hatte, dass nichts mehr da wäre, und dass alles in
seine Gerätekammer gebracht worden sei, befahl er meinem Bruder, sogleich die
Stadt zu verlassen, und in seinem Leben nie mehr zurückzukehren, aus Besorgnis,
dass, wenn er darin bliebe, er zum Kalifen hingehen und über diese
Ungerechtigkeit Beschwerde führen könnte.

Annaschar gehorchte indessen ohne Murren, und ging aus der Stadt, um sich in
eine andere zu flüchten. Unterwegs traf er Spitzbuben, die ihn ausplünderten
und nackt und bloß machten. Ich hatte kaum diese traurige Nachricht erfahren,
als ich sogleich ein Kleid nahm und ihn aufsuchen ging. Nachdem ich ihn so gut
als möglich getröstet hatte, führte ich ihn zurück und brachte ihn heimlich
in die Stadt, wo ich von nun an eben so für ihn sorgte, als für meine anderen
Brüder.“

Geschichte
des sechsten Bruders des Barbiers

Jetzt bleibt mir nichts weiter übrig, als die Geschichte
meines sechsten Bruders zu erzählen, welcher Schaka