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139. Nacht

„Es ist passender, edle Frau,“ fuhr der Kaufmann
fort, „dass ihr die Güte habt, mir eure Wohnung anzuzeigen, ich werde mir
dann die Ehre geben, euch zu besuchen.“ Die Dame willigte darin ein.
„übermorgen,“ sagte sie, „ist Freitag, kommt an diesem Tag, nach
dem Mittagsgebet. Ich wohne in der Straße der Andacht. Ihr dürft nur nach dem
Haus des Abu Schamma mit dem Zunamen Berkur fragen, der einst das Oberhaupt der
Emire war. Dort werden wir uns finden.“ Nach diesen Worten trennten wir
uns, und ich brachte den folgenden Tag in großer Ungeduld zu.

Ich stand am Freitag sehr früh auf, zog mein schönstes
Kleid an, steckte einen Beutel mit fünfzig Goldstücken zu mir, und ritt auf
einem Esel, den ich schon am vorigen Tag gemietet hatte, begleitet von dem Mann,
dem er gehörte. Als wir in der Straße der Andacht angelangt waren, sagte ich
zu dem Herrn des Esels, er möchte nach dem Haus fragen, welches ich suchte. Man
zeigte es ihm, und er führte mich hin. Ich stieg an der Türe ab, bezahlte ihn
gut, und schickte ihn fort, indem ich ihm empfahl, sich das Haus, in welchem er
mich ließ, gut zu merken, und nicht zu unterlassen, mich am Morgen des
folgenden Tages abzuholen, um mich in den Khan des Mesrur zurückzugeleiten.

Ich klopfte an die Türe, und alsbald öffneten sie zwei
kleine Sklaven, welche weiß wie der Schnee und sehr sorgfältig gekleidet
waren. „Habt die Güte einzutreten,“ sagten sie zu mir, „unsere
Gebieterin erwartete euch mit Ungeduld. Seit zwei Tagen hört sie nicht auf, von
euch zu reden.“

Ich trat in den Hof und sah ein großes auf sieben Stufen
erhöhtes Sommerhaus, von einem Gitter umgeben, durch welches es von einem
Garten von bewundernswerter Schönheit getrennt war. Außer den Bäumen, welche
nur zu seiner Verschönerung dienten, gab es eine Menge anderer, mit den
köstlichsten Früchten belasteter. Ich war von dem Gesang einer großen Anzahl
Vögel bezaubert, deren Töne sich mit dem Plätschern eines Springbrunnens von
bewunderungswürdiger Höhe mischten, den man in der Mitte eines herrlichen
Blumenflors gewahrte. Dieser Springbrunnen war sehr schön, man sah an den vier
Ecken des Wasserbeckens, vier vergoldete Drachen, welche kristallklares Wasser
in überfluss ausspieen. Dieser reizvolle Ort gab mir einen hohen Begriff von
der Eroberung, die ich gemacht hatte.

Die beiden kleinen Sklaven führten mich in einen
prächtig eingerichteten Saal, und während der eine lief, um seiner Gebieterin
meine Ankunft zu melden, blieb der andere bei mir, und machte mich auf alle
Schönheiten des Saales aufmerksam.“