Project Description

134. Nacht

Sobald ich den jungen Kaufmann erblickte, ging ich ihm
entgegen, beschwur ihn abzusteigen, und fragte ihn, ob ich ihm sein Geld nicht
aufzählen sollte. „Das hat keine Eile,“ sagte er mit vergnügter und
zufriedener Miene. „Ich weiß, dass es in guten Händen ist. Ich werde es
mir abholen, wenn ich mein anderes Geld ausgegeben, und sonst keines mehr habe.
Lebt wohl,“ fügte er hinzu, „erwartet mich zu Ende der Woche.“
Er gab hierauf seinem Esel einen Schlag mit der Peitsche, und ich verlor ihn
bald aus dem Gesicht.

„Gut,“ sagte ich zu mir selbst, „er sagt,
ich soll ihn zu Ende der Woche erwarten, und seiner Rede nach, werde ich ihn
vielleicht in langer Zeit nicht wieder sehen. Ich will indessen sein Geld so
benutzen, dass es mir einen Gewinn bringt.“

Ich betrog mich in meiner Vermutung nicht: Das Jahr ging
vorüber, ohne dass ich etwas von dem jungen Mann hörte. Am Ende des Jahres
erschien er, ebenso reich gekleidet, als das erste Mal, aber es schien ihm etwas
im Kopf herumzugehen. Ich bat ihn, mir die Ehre zu erzeigen und bei mir
einzutreten. „Das will ich diesmal wohl tun,“ antwortete er,
„aber nur unter der Bedingung, dass ihr meinetwegen keine ungewöhnliche
Ausgabe macht.“ – „Ich werde nichts tun, als was ihr wünscht, habt
nur die Güte abzusteigen.“ Er stieg ab und trat bei mir ein.

Ich gab Befehl zu dem Mahl, womit ich ihn bewirten wollte,
und wir unterhielten uns, bis man auftrug. Als das Mahl bereit war, setzten wir
uns zu Tisch. Bei dem ersten Bissen bemerkte ich, dass er ihn mit der linken
Hand nahm, und ich war verwundert zu sehen, dass er sich der rechten gar nicht
bediente. Ich wusste nicht, was ich davon denken sollte. „Seit ich diesen
Kaufmann kenne,“ sagte ich zu mir selbst, „ist er mir immer sehr
wohlgesittet vorgekommen, wäre es möglich, dass er sich aus Verachtung gegen
mich so benimmt? Warum bedient er sich nicht seiner rechten Hand?“