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123. Nacht

„Bedreddin,“ fuhr Giafar fort, „mochte auf
dem Wege seine Entführer noch so oft fragen, was man denn in der Sahnetorte
gefunden hätte, er bekam keine antwort. endlich langte er unter den Zelten an,
wo man ihn warten ließ, bis Schemseddin Mohammed von dem Befehlshaber von
Damaskus zurückgekehrt war.

Der Wesir fragte, sobald er kam, nach dem Bedreddin; den
man ihm vorführte. „Herr,“ sagte Bedreddin mit tränenden Augen zu
ihm, „seid so gut mir zu sagen, wodurch ich euch beleidigt habe?“ –
„Unglücklicher,“ entgegnete ihn der Wesir, „bist du es nicht,
der die mir übersandte Sahnetorte gebacken hat?“ – „Ich gestehe, dass
ich es bin,“ versetzte Bedreddin. „Was für ein Verbrechen habe ich
dadurch begangen?“ – „Ich werde dich züchtigen, wie du es
verdienst,“ erwiderte Schemseddin, „und es wird dir das Leben kosten,
dass du eine so abscheuliche Torte gebacken hast.“ – „Guter
Gott,“ rief Bedreddin aus, „was höre ich! Ist es denn ein todeswertes
Verbrechen, eine schlechte Sahnetorte gebacken zu haben?“ – „Ja,“
sagte der Wesir, „und du darfst keine andere Behandlung von mir
erwarten.“

Während sie sich beide auf solche Weise miteinander
unterredeten, betrachteten die versteckten Damen den Bedreddin mit
Aufmerksamkeit, und sie hatten, ungeachtet der zeit, welche, seit sie ihn
zuletzt gesehen, verflossen war, keine Mühe, ihn wieder zu erkennen. Die
Freude, welche sie darüber empfanden, war so groß, dass sie in Ohnmacht
fielen. Als sie wieder zu sich gekommen waren, wollten sie sich dem Bedreddin an
den Hals werfen; aber ihr dem Wesir gegebenes Wort, sich nicht zu zeigen, siegte
über die zärtlichen Bewegungen der Liebe und der Natur.

Da Schemseddin Mohammed beschlossen hatte, noch in
derselben Nacht abzureisen, so ließ er die Zelte zusammenlegen und die Wagen
zur Abfahrt bereit machen; und in Betreff Bedreddins befahl er, dass man ihn, in
einen wohl verschlossenen Kasten gesperrt, auf ein Kamel laden sollte. Sobald
alles zur Abreise bereit war, machten sich der Wesir und sein Gefolge auf den
Weg. Sie reisten den überrest der Nacht und den folgenden Tag hindurch, ohne
auszuruhen, und erst beim Eintritt der folgenden Nacht hielten sie an.
Bedreddin-Hassan wurde nun aus seinem Kasten gelassen und ihm Nahrung gereicht;
aber man trug Sorge, ihn von seiner Mutter und von seiner Frau entfernt zu
halten, und er wurde während der zwanzig Reisetage auf gleiche Weise behandelt.

Als man nach Kairo kam, wurde auf Befehl des Wesirs
Schemseddin Mohammed vor der Stadt gelagert und er ließ den Bedreddin
vorführen, in dessen Gegenwart er zu einem Zimmermann, den er hatte kommen
lassen, sagte: „Geh, hole Holz herbei und richte sogleich einen Pfahl
auf!“ – „Herr,“ sagte Bedreddin, „was wollt ihr mit diesem
Pfahl machen?“ – „Dich daran heften,“ versetzte der Wesir,
„und dich sodann durch alle Viertel der Stadt herumtragen lassen, damit man
in deiner Person einen unwürdigen Pastetenbäcker sehe, der Sahnetorten bäckt,
ohne Pfeffer hinein zu tun.“ bei diesen Worten beklagte sich Bedreddin auf
eine so drollige Weise, dass Schemseddin Mohammed alle Mühe hatte, ernsthaft zu
bleiben. „Großer Gott, weil ich also keinen Pfeffer in eine Sahnetorte
getan habe, will man mich auf eine ebenso grausame als schmachvolle Weise
töten!“