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117. Nacht

Bedreddin-Hassan eilte dem Agib und dem Verschnittenen
nach, und holt sie ein, ehe sie an das Stadttor gelangt waren. Der
Verschnittene, der es bemerkte, dass jener ihnen nachfolgte, war sehr erstaunt
darüber. „Ihr überlästiger,“ rief er ihm zornig zu, „was wollt
ihr denn?“ – „Mein lieber Freund,“ antwortete ihm Bedreddin,
„erzürnt euch nicht. Ich habe außerhalb der Stadt ein kleines Geschäft,
dessen ich mich vorhin erinnerte, und das ich in Ordnung bringen muss.“
Diese Antwort besänftigte den Verschnittenen nicht, der zu Agib sagte:
„Siehst du nun, was du mir zugezogen hast. Ich habe es wohl vorausgesehen,
dass ich meine Gefälligkeit bereuen würde: du wolltest in den Laden dieses
Mannes gehen, und ich bin ein Thor, dass ich dir’s erlaubt habe.“ –
„Vielleicht,“ sagte Agib, „hat er wirklich außerhalb der Stadt
ein Geschäft, und die Wege stehen ja jedem offen.“

Sie gingen nun beide, ohne sich umzusehen, bis sie zu den
Zelten des Wesirs gekommen waren, und erst dort wandten sie sich um, um zu
sehen, ob Bedreddin ihnen noch immer folgte. Als nun Agib bemerkte, dass er nur
zwei Schritte hinter ihnen war, errötete und erblasste er abwechselnd, den
verschiedenen inneren Bewegungen gemäß, die ihn beunruhigten. Er fürchtete,
der Wesir, sein Großvater, möchte erfahren, dass er in dem Laden eines
Pastetenbäckers gewesen wäre und dort gegessen hätte. In dieser Furcht raffte
er einen großen, zu seinen Füßen liegenden Stein auf, warf ihn nach
Bedreddin, und traf ihn mitten auf die Stirne, so dass sein Gesicht mit Blut
bedeckt wurde, lief dann aus Leibeskräften weiter, und indem er sich mit dem
Verschnittenen unter die Zelte rettete, sagte der letzte dem Bedreddin-Hassan:
Er sollte sich nicht über dies Unglück beschweren, welches er verdient und
sich selber zugezogen hätte.

Bedreddin ging nach der Stadt zurück, indem er mit seiner
Schürze, die er nicht abgenommen hatte, das Blut zu stillen suchte. „Es
ist Unrecht von mir,“ sagte er zu sich selbst, „dass ich mein Haus
verlassen habe, um diesem Kind so viele Angst zu machen; den der Knabe hat mich
nur darum auf solche Weise behandelt, weil er glaubte, dass ich irgend etwas
Böses mit ihm vor hätte.“

Als er zu Hause war, ließ er sich verbinden, tröstete
sich über diesen Unfall, indem er bedachte, dass es auf Erden eine Menge
Menschen gäbe, die viel unglücklicher wären, als er, und sagte sich folgende
Verse vor:

„Erwarte von der Zeit keine Billigkeit; du würdest
ihr Unrecht tun, denn Billigkeit ist gar nicht geschaffen worden.
Ergreife die Vergnügungen, die leicht zu ergreifen sind, und lass die Sorgen
bei Seite; denn die Zeit muss mit heiteren und trüben Tagen abwechseln.“