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104. Nacht

Bedreddin-Hassan, der sich nun bei den Spielleuten,
Tänzern und Tänzerinnen befand, welche unmittelbar vor dem Buckligen
hergingen, nahm von Zeit zu Zeit aus seinem Beutel eine Handvoll Zeckinen, die
er unter sie verteilte. Da er sich bei dieser Verteilung mit unvergleichlicher
Anmut und sehr verbindlichem Wesen benahm, so warfen alle, die er beschenkte,
die Augen auf ihn, und fanden ihn so wohlgestaltet und so schön, dass sie ihre
Blicke gar nicht wieder wegwenden konnten.

Endlich langte der Zug an der Türe des Wesir Schemseddin
Mohammed an, der weit entfernt war, seinem Neffen sich so nahe zu glauben.
Polizeidiener hielten, um Verwirrung zu verhindern, alle Fackel tragenden Sklaven
an und wollten sie nicht einlassen. Sie stießen selbst Bedreddin-Hassan
zurück, aber die Spielleute, welchen die Türe geöffnet wurde, blieben stehen
und versicherten, dass sie ohne ihn nicht ins Haus gehen würden. „Er
gehört nicht zu den Sklaven,“ sagten sie, „man braucht ihn nur
anzusehen, um sich davon zu überzeugen. Es ist ohne Zweifel ein junger Fremder,
der aus Neugier die in dieser Stadt gebräuchlichen Hochzeitsfeierlichkeiten mit
ansehen will.“ Indem sie dies sagten, nahmen sie ihn in ihre Mitte, und
ließen ihn, trotz den Polizeidienern, ein. sie nahmen ihm seine Fackel ab, die
sie dem ersten besten gaben, und nachdem sie ihn in den Saal geführt hatten,
setzten sie ihn zur Rechten des Buckligen, der sich auf einen prächtig
verzierten Thron neben dem der Tochter des Wesirs niederließ.

Der Thron dieses so schlecht zusammenpassenden Brautpaares
befand sich in der Mitte eines Sofas. Die Frauen, die Emire, die Wesire, die
Kammerbeamten des Sultans und mehrere Damen von Hofe und aus der Stadt, saßen
auf beiden Seiten etwas niedriger, jede nach ihrem Rang, und alle so reich
gekleidet, dass es ein sehr angenehmes Schauspiel war. Sie hatten große
angezündete Kerzen in der Hand.

Als sie Bedreddin-Hassan eintreten sahen, richteten sie
ihre Augen auf ihn, bewunderten seinen Wuchs, seine Miene, die Schönheit seines
Gesichts und konnten nicht müde werden, ihn zu betrachten. Als er sich gesetzt
hatte, war nicht eine, die ihren Platz nicht verlassen hätte, um ihn in der
Nähe zu betrachten; und es mochte wohl keine zu finden sein, die bei der
Rückkehr auf ihren Platz sich nicht von einer zärtlichen Bewegung erregt
gefühlt hätte.

Der Unterschied zwischen Bedreddin-Hassan und dem
buckligen Stallknecht, dessen Gestalt Schrecken einjagte, erregte in der
Versammlung ein Murren. „Diesen Jüngling,“ riefen die Frauen,
„gebührt die Braut, und nicht diesem abscheulichen Buckligen.“ Sie
ließen es nicht bei diesen Worten bewenden, sie wagten es, Verwünschungen
gegen den Sultan auszustoßen, der, durch einen Missbrauch seiner
unumschränkten Macht, die Hässlichkeit mit der Schönheit verbände. Auch den
Buckligen beluden sie mit Schmähungen, worüber er die Fassung verlor, zum
großen Ergötzen der Zuschauer, deren Hohngelächter auf einige Zeit die Musik
unterbrach, die sich im Saal hören ließ.

Scheherasade bemerkte hier den Tag und schwieg; in der
folgenden Nacht fuhr sie fort: