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103. Nacht

Der Sultan von ägypten, durch die abschlägige Antwort
und die Dreistigkeit des Schemseddin Mohammed beleidigt, sagte zu ihm im
Ausbruche seines Zorns, den er nicht zurückhalten vermochte: „Auf solche
Weise erwiderst du also die Güte, die ich habe, mich zu einer Verwandtschaft
mit dir erniedrigen zu wollen? Ich werde mich wegen des Vorzuges rächen, den du
einem anderen vor mir zu geben wagst, und ich schwöre, dass deine Tochter
keinen anderen Gatten haben soll, als den niedrigsten und hässlichsten meiner
Sklaven.“

Nach diesen Worten schickte er den Wesir fort, der voll
Verwirrung und tief gekränkt nach Hause ging.

Heute hat nun der Sultan einen seiner Stallknechte kommen
lassen, der vorn und hinten buckelig und zum Erschrecken hässlich ist; und
nachdem er dem Schemseddin Mohammed befohlen hat, in die Verheiratung seiner
Tochter mit diesem Sklaven zu willigen, hat er den Heiratsvertrag aufsetzen und
in seiner Gegenwart von Zeugen unterschreiben lassen. Die Vorbereitungen zu
dieser wunderlichen Hochzeit sind beendet, und jetzt eben, während ich mit euch
spreche, sind alle Sklaven des Sultans von ägypten an der Tür eines Bades,
jeder mit einer Fackel in der Hand. Sie warten, bis der buckelige Stallknecht,
der sich dort badet, herauskommt, um ihn zu seiner Gattin zu begleiten, die
bereits angekleidet ist. In dem Augenblick, wo ich Kairo verließ, schickten
sich die versammelten Frauen an, sie mit allen bräutlichen Zierden in den Saal
zu begleiten, wo sie den Buckeligen empfangen soll, und wo sie ihn nun erwartet.
Ich habe sie gesehen, und versichere euch, dass man sie nicht ohne Bewunderung
betrachten kann.“

Als die Fee aufgehört hatte zu reden, sagte der Geist zu
ihr: „Was ihr auch sagen mögt, ich kann nicht glauben, dass die Schönheit
jenes Mädchens die Schönheit dieses Jünglings übertrifft.“ – „Ich
will mit euch nicht streiten,“ erwiderte die Fee, „ich gestehe euch,
dass er das reizende, dem buckligen bestimmte Wesen zu heiraten verdient, und es
scheint mir, dass es eine unser würdige Handlung wäre, wenn wir uns der
Ungerechtigkeit des Sultans von ägypten widersetzten und den Jüngling an die
Stelle des Buckligen brächten.“ – „Ihr habt Recht,“ versetzte
der Geist, „und ihr glaubt nicht, wie willkommen mir dieser euer Gedanke
ist. Lasst uns, – ich willige darein, – die Rache des Sultans von ägypten
vereiteln, einen betrübten Vater trösten und seine Tochter in eben dem Grade
glücklich machen, in welchem sie sich elend glaubt. Ich werde nichts vergessen,
was zum Gelingen dieses Planes beitragen kann; ich bin überzeugt, dass auch ihr
nichts verabsäumen werdet: ich werde ihn nach Kairo bringen, ohne dass er
erwacht, und ich überlasse euch die Sorge, ihn anderswohin zu schaffen, wenn
wir unser Unternehmen ausgeführt haben.“

Nachdem die Fee und der Geist miteinander übereingekommen
waren, was sie tun wollten, so hub der Geist den Bedreddin auf, ohne dass er es
merkte, und nachdem er ihn mit unbegreiflicher Schnelle durch die Luft getragen
hatte, legte er ihn an der Türe eines öffentlichen Gebäudes in der Nähe
jenes Bades nieder, welches der bucklige, mit dem Gefolge ihn erwartender
Sklaven, eben verlassen sollte.

Bedreddin-Hassan, der in diesem Augenblick erwachte, war
sehr verwundert, sich mitten in einer ihm ganz unbekannten Stadt zu sehen. Er
wollte rufen, um zu erfahren, wo er wäre; aber der Geist gab ihm einen kleinen
Schlag auf die Schulter, und befahl ihm, kein Wort zu sagen. Hierauf gab er ihm
eine Fackel in die Hand und sagte zu ihm: „Geh, mische dich unter diese
Leute, die du an der Türe dieses Bades siehst, und geh mit ihnen, bis du in
einen Saal kommst, in welchem man eine Hochzeit feiern wird. Der Bräutigam ist
ein Buckliger, den du leicht erkennen wirst. Stelle dich beim Hereingehen zu
seiner Rechten, nimm den Beutel mit Zeckinen, den du in deinem Busen hast,
öffne ihn und verteile während des Zuges das Geld an die Spielleute, Tänzer
und Tänzerinnen. Wenn du dann im Saal bist, so vergiss nicht, auch die
Sklavinnen, welche die Braut umgeben, zu beschenken, sobald sie sich dir
nähern. so oft du die Hand in den Beutel steckst, so ziehe sie mit Zechinen
gefüllt wieder heraus und hüte dich, das Geld zu sparen. Tue pünktlich und
mit Geschick alles, was ich dir gesagt habe; verwundere dich nicht, fürchte
niemand, und verlass dich im übrigen auf eine höhere Macht.“

Der junge Bedreddin, von Allem, was er tun sollte, genau
unterrichtet, ging an die Türe des Bades. Das erste, was er tat, war, dass er
seine Fackel an der eines Sklaven anzündete, sich dann unter die anderen
Sklaven mischte, als gehörte er irgend einen Herrn in Kairo, den Zug mit ihnen
begann, den Buckligen begleitete und ein Pferd aus dem Stalle des Sultans
bestieg.